Zerschlagung erwogen:Siemens ringt um Lösung für Dienstleister SBS

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Teile der verlustreichen Sparte Siemens Business Services sollen womöglich an die französische Atos Origin verkauft werden. Konzernchef Kleinfeld will insgesamt 1,5 Milliarden Euro einsparen und rund 2.400 Arbeitsplätze abbauen.

Markus Balser

Eine Entscheidung des Technologiekonzerns Siemens über die Zukunft seiner Krisensparte Siemens Business Services (SBS) rückt nach Angaben aus Unternehmenskreisen näher. Dabei könnte es erneut zu deutlichen Einschnitten kommen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sieht eine Option die vollständige Auflösung des Geschäftsfeldes vor. Teile von SBS sollen demnach an den französischen IT-Dienstleister Atos Origin sowie den PC-Hersteller Fujitsu Siemens Computers (FSC) abgegeben werden.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. (Foto: Foto: AP)

Endgültige Entscheidung steht noch aus

Die verbleibenden Geschäftsfelder sollen in anderen Sparten des Siemens-Konzerns aufgehen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, hieß es am Mittwoch. Auch andere Optionen würden noch geprüft. Atos, SBS und Fujitsu Siemens wollten die Informationen am Mittwoch nicht kommentieren. Ein Siemens-Konzernsprecher erklärte, bei den Überlegungen handele es sich um "kein zentrales Modell der Diskussion".

Den Angaben zufolge sieht das Lösungsmodell den Verkauf des Bereichs Operation Related Services (ORS) an die französische Atos Origin vor. Das Geschäftsfeld, bei dem es um das Outsourcing von IT-Dienstleistungen geht, macht etwa die Hälfte des SBS-Umsatzes von zuletzt weltweit 4,7 Milliarden Euro aus. Europas zweitgrößter IT-Dienstleister wird seit längerem als möglicher SBS-Partner gehandelt und hatte erst Anfang Oktober angekündigt, in Deutschland in großem Stil expandieren zu wollen.

Atos-Origin will Umsatz verdoppeln

Im SZ-Gespräch hatte der Managing Director Gerhard Fercho erklärt, Atos wolle seinen Umsatz in den nächsten anderthalb Jahren auf zehn Milliarden Euro verdoppeln. Das gehe nur über externes Wachstum (SZ vom 4.10.). Der im Unternehmen verbliebene Teil der Sparte Product Related Services, die produktnahen Dienstleistungen wie die Wartung von Großrechnern, solle an Fujitsu Siemens Computers abgegeben werden.

Zwar könnte das dritte Geschäftsfeld Solutions, das sich vor allem mit Beratung und Systemintegration beschäftigt, dem Modell zufolge im Konzern verbleiben, allerdings in der margenstarken Sparte Automatisierungs- und Antriebstechnik (A&D) aufgehen, die ebenfalls über eine große IT-Sparte verfügt. Die interne Siemens-IT, die nicht als eigener Geschäftsbereich von SBS geführt wird, soll den Angaben zufolge im Konzern verbleiben und in der Kommunikationssparte Com aufgehen.

Teil der Neustrukturierung des Konzerns

Die Sparte SBS ist seit Jahren eines der größten Sorgenkinder im Siemens-Konzern und steckt tief in der Verlustzone. Sie wird nach SZ-Informationen im ablaufenden Geschäftsjahr etwa 350 Millionen Euro Verlust machen. Seit mehreren Jahren arbeitet Siemens an einer Restrukturierung. Konzernchef Kleinfeld hatte im September ein radikales Sanierungsprogramm vorgestellt, das den Abbau von 2400 Stellen und Einsparungen von insgesamt 1,5 Milliarden Euro vorsieht. Die Branche steckt derzeit in einem gewaltigen Umbruch und leidet unter Überkapazitäten.

Unrentable Aufträge angenommen

Intern räumen Manager ein, dass SBS in der Vergangenheit zu viele Aufträge hereingeholt habe, die sich nicht rentiert hätten. Die Folge waren zum Teil hohe Abschreibungen. Mit der Auflösung der Sparte käme Siemens-Chef Klaus Kleinfeld seinem Ziel näher, in allen verbliebenen zwölf Sparten des Konzerns bis Mitte 2007 die gesetzten Gewinnziele zu erreichen. Zum 1. Oktober hatte Siemens bereits die angeschlagene Sparte Logistiksysteme (L&A) aufgelöst.

© SZ vom 13.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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