Yammer-Chef David Sacks über das Silicon Valley:"Hier herrscht ein chronischer Talentmangel"

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Yammer-Chef David Sacks: Im Silicon Valley fehlen Talente (Foto: OH)

Reich wurde er mit dem Finanzdienst Paypal. Jetzt verkauft David Sacks sein soziales Netzwerk an Unternehmen. Der 40-Jährige hat das Business-Netzwerk Yammer gegründet und hält das Silicon Valley für den innovativsten Ort der Welt. Teil einer Serie über Kaliforniens High-tech-Standort.

Protokoll: Matthias Kolb, San Francisco

Wenn es um das Silicon Valley geht, dann ist die Rede von Innovationen, technischem Fortschritt und den immergleichen Unternehmen: Apple, Google, Facebook und Amazon. Doch die Besonderheit des 77 Kilometer langen Streifen, der im Norden Kaliforniens von San Francisco durch das Santa-Clara-Tal runter nach San José führt, machen erst die zahlreichen Start-Ups und deren Gründerinnen und Gründer aus. In einer kleinen Artikelserie lassen wir acht Persönlichkeiten aus der Hightech-Region zu Wort kommen - Unternehmer und TV-Sternchen, Amerikas erfolgreichsten Immobilienmakler und einen Deutschen, der an einem "Start-Up-Kompass" tüftelt, der Gründern vorhersagt, ob ihre Projekte durchstarten oder scheitern werden. Den Anfang macht David Sacks, 40, Chef des sozialen Netzwerks Yammer.

Ich habe in Stanford Wirtschaft studiert und 1994 meinen Abschluss gemacht. Damals war mit dem kommerziellen Internet noch nicht viel los, das begann erst ein Jahr später als Netscape an die Börse ging. Damals studierte ich gerade Jura in Chicago und ich dachte schon, alles verpasst zu haben. 1999 rief mich mein College-Freund Peter Thiel an und erzählte mir von seinem Projekt. Sie schickten Geld von einem Palm-Minicomputer zum anderen. Wir waren uns einig: Wenn wir Geld per Email schicken könnten, wäre das eine Killeridee.

Ich kündigte also bei McKinsey und stieg bei PayPal ein. Als ich hier im Silicon Valley ankam, war ich mir sicher, dass hier das Zentrum der Welt sei. Ich fuhr den Highway 101 hinunter und überall waren die Logos von Firmen, die es vor zehn Jahren noch nicht gegeben hatte.

Sechs Monate später platzte die Dotcom-Blase, viele Firmen gingen pleite, doch PayPal überlebte. 2002 übernahm Ebay die Firma und machte uns Gründer ziemlich reich. Weil wir später als Investoren bei Firmen wie Youtube, Yelp, LinkedIn oder Zynga aktiv waren, nannte uns jemand "PayPal-Mafia". Keiner von uns zieht sich mit seinen Millionen auf eine Insel zurück, sondern wir investieren weiter: Ich habe 2008 Yammer gegründet, eine Art Facebook für Unternehmen. Im Sommer hat Microsoft die Firma für 1,2 Milliarden Dollar gekauft und zum Jahreswechsel ziehen wir in ein drei Mal größeres Büro um.

Der innovativste Ort der Welt

Ich bin heute noch überzeugt, dass das Silicon Valley der innovativste Ort der Welt ist. "Pack deine Sachen, komm her und nutz deine Chance", rat ich allen, die mich um einen Karrieretipp fragen. Natürlich ist viel Geld im Umlauf, aber ich habe keine Angst vor einem Crash. Die Art des Investments läuft sehr effizient nach dem "Meilenstein-Prinzip" ab: Ein paar Gründer haben eine gute Idee und bekommen etwas Geld, diese zu entwickeln. Wenn ihr Prototyp gut ist, dann gibt es mehr Geld und sie können ein Geschäftsmodell entwickelt. Ist dies solide, erhalten sie wieder Geld. Die Investoren investieren also nicht wahllos hohe Summen in spekulative Ideen, sondern gehen viele kleine Wetten ein. Diejenigen, die durch die Decke gehen, finanzieren die anderen mit.

Mit der Politik haben wir im Silicon Valley wenig zu tun: Es gibt nur wenige Themen, die Start-Ups wirklich umtreiben. Eins ist die Vergabe von H1B-Visa, mit denen Ausländer hier arbeiten dürfen. Es herrscht ein chronischer Mangel an Talenten, also wären Erleichterungen in diesem Bereich toll. In der Softwareindustrie gibt es sehr wenig Auflagen, jeder kann einfach loslegen. Wenn Washington uns etwas Gutes tun will: Sorgt dafür, dass das Internet frei und ungeregelt bleibt!

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