Yahoo: Die Crux mit den Zahlen:1+1=3

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Peinliche Panne bei der Yahoo-Hauptversammlung: Die Wahl zum Verwaltungsrat wurde falsch ausgezählt - nur darum bekam der umstrittene Konzernchef deutlich mehr Stimmen als erwartet.

In der Computerwelt gibt es nur zwei Ziffern: Die Eins und die Null. Was passieren kann, wenn weitere Zahlen ins Spiel kommen, konnten kürzlich die Yahoo-Aktionäre erleben. Denn: Mit der Wahl des Yahoo-Verwaltungsrates war am vergangenen Freitag ein externer Dienstleister völlig überfordert.

Heiß umkämpft: Yahoo wehrt sich gegen eine Übernahme durch Microsoft. (Foto: Foto: AP)

Noch vor der Hauptversammlung hatte es so ausgesehen, als ob der umstrittene Yahoo-Chef Jerry Yang deutlich weniger Stimmen erhalten würde als bei der vorherigen Wahl. Doch nach Bekanntgabe des Ergbnisses wurderten sich viele, die dabei waren: Yang hatte 85,4 Prozent der Stimmen erhalten - deutlich mehr, als alle erwartet hatten.

Jetzt allerdings musste der Konzern einräumen: Es wurde falsch gezählt. Schuld an der Auszählungspanne sei aber nicht Yahoo, sondern ein Dienstleister. Der hatte die Stimmen von Banken und Fonds gesammelt und weitergeleitet. Dabei - so der Konzern - habe es Übermittlungsfehler gegeben.

Doch auch die Korrektur ändere nichts an der grundsätzlichen Bestätigung des gesamten Verwaltungsrates im Amt, schob das Unternehmen noch nach.

Miserables Ergebnis

Für Konzernchef Yang allerdings dürfte nach diesem Fauxpas der Druck noch größer werden. Nach dem monatelangen Übernahmekampf mit dem Softwarekonzern Microsoft steht der Firmenmitgründer in der Kritik, weil er seit Ende Januar mehrere Kaufofferten Microsofts von zuletzt mehr als 45 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro) ausgeschlagen hatte.

Nach der Korrektur bekam Yang nur 66 Prozent Zustimmung, jede dritte Aktionärsstimme wurde ihm damit verweigert. Der ebenfalls massiv unter Beschuss stehende Verwaltungsrats-Chef Roy Bostock kam sogar nur auf 60 statt ursprünglich fast 80 Prozent - und erzielte damit das schlechteste Ergebnis aller Verwaltungsräte.

Mit seinem schärfsten Kritiker, dem Großaktionär und Milliardär Carl Icahn, hatte sich Yang vor der Hauptversammlung auf einen Kompromiss geeinigt. Der Investor bekommt insgesamt drei Sitze im künftig auf elf Sitze erweiterten Verwaltungsrat und ließ dafür seine Pläne zum Sturz des gesamten Gremiums fallen.

Aufgeflogen ist der Auszählungsfehler nur, weil ein anderer kritischer Großaktionär aufmerksam gewesen war und eine Prüfung verlangt hatte - er konnte offenbar eins und eins zusammenzählen.

© sueddeutsche.de/dpa/mel/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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