Wolfgang Bernhard verlässt VW:Alle Macht für Martin Winterkorn

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Im Volkswagenkonzern hört künftig alles auf das Kommando des neuen Vorstandschefs. Für VW-Markenchef Bernhard bleibt kein Platz.

Karl-Heinz Büschemann

Martin Winterkorn, der bisher Chef der Volkswagen-Tochter Audi war und den der Aufsichtsrat zum 1. Januar auf die Führungsposition in Wolfsburg setzte, wird nicht nur der neue Konzernchef sein. Gleichzeitig wird der 59-jährige Ingenieur auch die Führung der Marke Volkswagen übernehmen, des wichtigsten von sieben Fabrikaten des Konzerns.

Zentraler Zuschnitt: Unter dem neuen Chef Martin Winterkorn wird die Markenstruktur von VW neu geordnet. (Foto: Foto: dpa)

Winterkorn wird im VW-Konzern auch das Vorstandsressort Forschung und Entwicklung verantwortlich leiten und zudem noch die Entwicklung für die Fahrzeuge aller Marken im Konzern leiten, die zur Golf-Klasse gehören oder kleiner sind.

Nach einer Sitzung des Aufsichtsrates teilte VW auch mit, dass der bisherige Markenchef von Volkswagen, Wolfgang Bernhard, das Unternehmen "im gegenseitigen Einvernehmen verlassen wird."

Scania-Übernahme durch MAN abgelehnt

Der 46-jährige Bernhard war nur knapp zwei Jahre bei Volkswagen. Der ehemalige Manager von DaimlerChrysler hatte die Aufgabe, die Kernmarke Volkswagen zu sanieren, war aber auf wachsende Widerstände im Aufsichtsrat und bei den Arbeitnehmern gestoßen. "Das Unternehmen dankt Dr. Bernhard für seine Arbeit in den zurückliegenden Jahren", verkündete Volkswagen nach der Aufsichtsratssitzung.

Nach der Sitzung teilte der VW-Aufsichtsrat zudem mit, er lehne den Plan des Münchner MAN-Konzerns zur Übernahme des schwedischen Lkw-Herstellers Scania ab. Volkswagen ist sowohl an MAN wie an Scania beteiligt. MAN-Chef Hakan Samuelsson hatte im September vergangenen Jahres überraschend bekannt- gegeben, der Münchner Konzern wolle den schwedischen Wettbewerber übernehmen.

Keine unterschiedlichen Markengruppen mehr

Der Volkswagen-Konzern, der schon seit einigen Jahren 33 Prozent der Stimmrechte von Scania hält, hatte sich dem Übernahmeplan gegenüber offiziell stets zurückhaltend geäußert.

Der VW-Aufsichtsrat hat den Vorstand jetzt beauftragt, für die Zusammenführung von Scania und MAN "eine freundliche Zusammenführung anzustreben". Das könnte das Ende des Plans von MAN-Chef Hakan Samuelsson sein. Der schwedische Scania-Großaktionär Investor hat wiederholt erklärt, er sei gegen die Übernahme durch die Deutschen.

Der VW-Konzern wird unter Martin Winterkorn neu aufgeteilt. In Zukunft werden alle sieben Marken von Volkswagen (VW, Audi, Skoda, Seat, Bentley, Lamborghini und Nutzfahrzeuge) gleichberechtigt unter dem Konzernvorstand angesiedelt. Die bisherigen beiden Markengruppen, die von VW und Audi geführt wurden, werden aufgelöst.

Der Konzernvorstand bekommt zwei neue Mitglieder. Das neue Ressort Produktion, das für die Fabriken des Konzerns zuständig ist, übernimmt am 1. Februar Jochem Heizmann, der diese Aufgabe bisher bei der VW-Tochter Audi in Ingolstadt innehat. Zudem wird im Konzern ein Vertriebsressort geschaffen. Wer diese Aufgabe übernehmen soll, ist noch offen.

Darüber hinaus wird das Unternehmen quer durch die Marken in drei sogenannte Technologiegruppen aufgeteilt. Neben Winterkorn, der für die Entwicklung der kleineren Autos die Verantwortung trägt, soll der Audi-Chef Rupert Stadler die neuen Modelle kreieren, die oberhalb der Golf-Klasse liegen. Zudem ist diese Gruppe für die Entwicklung von Gelände- und Sportwagen zuständig. Die dritte Technologiegruppe ist für die Entwicklung von Nutzfahrzeugen zuständig.

Auch im Vorstand des Konzernteils Volkswagen kommt es zu Veränderungen. Winterkorn übernimmt vom ausscheidenden Bernhard die Leitung der Marke. Ulrich Hackenberg wird das Entwicklungsressort übernehmen. Werner Neubauer übernimmt im Markenvorstand das Ressort für Komponentenfertigung.

Stephan Grühsem wird im Range eines Generalbevollmächtigten der Volkswagen AG dem Vorstand zugeordnet und für die Konzernkommunikation sowie Investor Relations verantwortlich sein. Der Aktienkurs von Volkswagen reagierte auf die Nachrichten mit einem Plus von 0,29 Prozent. Die Titel vonScania fielen um 3,46 Prozent.

© SZ vom 12.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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