Wohn-Studie:Lieber klein als teuer

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Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wird weiter wachsen, hat eine Studie ergeben. Zumal der Anteil der Mieter in Deutschland wachsen werde.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Deutschland wird auch in Zukunft ein Land der Mieter bleiben. Ihr Anteil wird eher zunehmen, genauso wie die Zahl der Ein-Personen-Haushalte. Das geht aus der Studie "Wohntrends 2035" hervor. "Es wird einen Rückgang der Familien-Haushalte geben", sagte Michael Neitzel vom Bochumer Forschungsinstitut Inwis. In der jüngeren Generation, die jetzt für den Bau oder Kauf einer Immobilie in Frage komme, sei das Interesse auch nicht mehr so groß, nach dem Motto "Mein Haus, mein Auto, mein Boot", in eigene vier Wände zu investieren, bestätigte Bettina Harms-Goldt von der Hamburger Beratungsfirma Analyse und Konzepte. Das Unternehmen hatte zusammen mit dem Institut Inwis am Dienstag in Berlin die Untersuchung vorgelegt.

Das eigene Heim ist jedoch auch eine Geldfrage. Viele Familien haben nicht genug Eigenkapital, um den Kauf von teuer gewordenen Wohnungen in den Großstädten zu finanzieren. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich mit ihrer Rolle als Mieter abzufinden. Fast drei Viertel wünscht sich dabei noch immer eine mittelgroße bis sehr große Wohnung, wie die Studie "Wohntrends 2035" zeigt. Nur sechs Prozent gaben in einer telefonischen Umfrage unter etwa 3000 Erwachsenen an, von vornherein lieber in einer kleinen Wohnung leben zu wollen. Knapp die Hälfte zeigte sich jedoch kompromissbereit. Danach gefragt, wie sie sich am ehesten einschränken würden, um Mietkosten zu sparen, antworteten 44 Prozent mit "einer geringeren Wohnfläche". Gut ein Drittel würde in eine günstigere Gegend ziehen, aber lediglich 19 Prozent eine schlechtere Ausstattung akzeptieren.

Die deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen erwarten dabei nicht, dass sich an der Wohnungsnot in den Städten viel ändern wird. Eher verschärfe sich noch die Lage, weil das Armutsrisiko vor allem im Alter zunehmen werde, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW, der die Untersuchung in Auftrag gab. "Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, gerade für Senioren, Alleinerziehende und Haushalte mit Migrationshintergrund", warnte er.

Gedaschko sprach sich dafür aus, Wohnen auf dem Land attraktiver zu machen und den öffentlichen Nahverkehr stärker auszubauen. "Wir werden es nicht schaffen, zeitnah so viele Wohnungen zu bauen, dass alle in der Stadt leben können", sagte der GdW-Chef.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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