Wörterbücher:Ungeliebt

Lesezeit: 2 min

Gerade Mädchen aus religiösen Familien blieben auf der Strecke, so die Erfahrung. (Foto: Robert Haas)

Der Markt geht stark zurück, das Geschäft ist in Zeiten von Smartphones und Übersetzer-Apps schwierig. Die Stuttgarter Klett-Gruppe, zu der Pons gehört, kauft nun Langenscheidt. Das Kartellamt hat die Übernahme bereits genehmigt.

Von Caspar Busse, München

Es ging immer um gelb oder grün: Wer bislang ein Wörterbuch oder einen Sprachführer kaufen wollten, hatte die Wahl zwischen Pons (mit einem giftgrünen-Umschlag) und Langenscheidt ( blaues "L" auf gelbem Grund). Doch das ist vorbei: Die Stuttgarter Klett-Gruppe, zu der Pons gehört, kauft nun Langenscheidt - oder das, was von dem Traditionsunternehmen nach dem jahrzehntelangen Niedergang übrig geblieben ist. Das Kartellamt hat das Geschäft bereits genehmigt.

"Wir werden die Marke Langenscheidt und die Titel weiter am Markt halten. Und wir werden auch das Langenscheidt-Logo erhalten", sagt Philipp Haußmann, 63, Vorstandssprecher der Ernst Klett AG, der Süddeutschen Zeitung. Offenbar wurde schon länger verhandelt, über die Höhe des Kaufpreises machte Haußmann keine Angabe, aber viel dürfte Klett nicht bezahlt haben. Erworben werden die Rechte an Marke und Daten. Mitarbeiter von Langenscheidt werden nicht übernommen. Die Marke ist nicht nur in Deutschland bekannt, sondern auch international. Die kleinen gelben Wörterbücher haben ganzen Generationen geholfen.

Doch die Geschäfte sind schon seit Längerem schwieriger geworden. Heute kann man per Smartphone leicht Übersetzer-Apps nutzen oder gleich einen Sprachassistenten. "Der Markt für Wörterbücher ist seit etwa 20 Jahren extrem unter Druck", sagt Haußmann. Und: "Übrig geblieben ist seitdem weniger als die Hälfte des Umsatzes." Kartellamtspräsident Andreas Mundt hatte bei der Freigabe der Übernahme betont, die beiden Unternehmen kämen zwar bei Wörterbüchern und gedruckten Sprachkursen zusammen auf Marktanteile, die "teilweise deutlich über 40 Prozent" lägen. Es handele sich aber um sogenannte Bagatellmärkte mit geringen Umsätzen, bei denen ein Fusionsverbot nicht vorgesehen sei. Außerdem gebe es hohen Wettbewerbsdruck durch digitale Angebote. "Viele Verbraucher nutzen inzwischen vorrangig das Internet, um Wörter zu suchen oder Sprachen zu lernen", sagte Mundt.

"Wenn wir den gesamten Markt betrachten, also inklusive der Digitalanbieter, ist unser Marktanteil sehr sehr gering", betont auch Haußmann. Er fügte an: "Wie wir mit der Marke Langenscheidt zukünftig im digitalen Bereich umgehen, ist noch offen." Klett ist sich durchaus bewusst, dass der Wörterbuch-Markt auch in Zukunft schrumpfen wird, dass Internetanbieter wie Google und andere immer dominanter werden. "Wir haben sehr mächtige Gegner. Aber gegen die wollen wir auf jeden Fall bestehen", betont der Klett-Chef, ein Urenkel des Firmengründers. Zwar seien auf den ersten Blick die Angebote von Pons und Langenscheidt sehr ähnlich. Aber: "Für Profis gibt es durchaus sichtbare Unterschiede zwischen den Marken", so Haußmann. Diese wolle man erhalten.

Klett - die Firma begann 1897 mit einer Druckerei - ist deutlich größer als Langenscheidt. Der Umsatz liegt bei 613 Millionen Euro mit 5000 Mitarbeitern. Langenscheidt wurde 1856 vom damals 22-jährigen Gustav Langenscheidt in Berlin gegründet, 1863 wurde das erste Wörterbuch in Auftrag gegeben. Nach dem Bau der Mauer zog die Firma nach München und expandierte, Brockhaus, die Reiseführer Polyglott und APA, Berlitz, Duden, Meyers wurden übernommen, doch später wieder verkauft. 2012 schied die Familie Langenscheidt aus.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: