WM-Maskottchen Goleo:Mit dem Glücksbringer kam das Unheil

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Der Hersteller des WM-Maskottchens Goleo, die oberfränkische Nici AG, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der in der Öffentlichkeit als hosenloses Zottelvieh verspottete WM-Löwe kostete erst hohe Lizenzgebühren und blieb dann ein Ladenhüter.

Uwe Ritzer

Der Insolvenzantrag ging beim Amtsgericht Coburg ein. Auf entsprechende Anzeige eines Rechtsanwaltes hin prüft zudem die Staatsanwaltschaft in Hof, ob bei dem Familienunternehmen Bilanzen gefälscht wurden.

Brachte seinem Hersteller kein Glück: WM-Maskottchen Goleo. (Foto: Foto: ddp)

Firmengründer Ottmar Pfaff wurde als Vorstandsvorsitzender durch Betriebs- und Personalvorstand Helmut Meinhardt ersetzt.

Dem Insolvenzantrag am Dienstagnachmittag ging ein interner Machtkampf voraus. Am Morgen hatte die Nici AG, die binnen 20 Jahren von einer Hinterhof-Plüschwerkstatt zum Vorzeigeunternehmen (530 Mitarbeiter, davon 350 am Firmensitz in Altenkunstadt) aufgestiegen war, eine Erklärung in eigener Sache angekündigt, die dann aber auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen werde "nach Maßnahmen gesucht, den Karren aus dem Dreck zu ziehen", sagte Marketingleiter Uwe Klimach der SZ.

Er selbst hatte die Krise tags zuvor öffentlich gemacht. Klimach hatte überraschend erklärt, die nicht-börsennotierte Nici AG stecke in "einer ernstzunehmenden finanziellen Situation" und ein Insolvenzantrag drohe.

Die Dramatik der eigenen Lage habe man erst am vergangenen Freitag erkannt - offenkundig just nachdem Vorstandschef Pfaff geschasst worden war.

Verluste in Millionenhöhe

Das für Vertrieb und Marketing zuständige Vorstandsmitglied Berndt Rüggemeier erklärte inzwischen, bei einem Umsatz von 155,8 Millionen Euro habe das Unternehmen 2005 Verluste in Millionenhöhe eingefahren.

Eine der Ursachen für die Krise ist das Geschäft mit dem in der Öffentlichkeit als hosenloses Zottelvieh verspotteten WM-Maskottchen "Goleo".

Nici hatte viel Geld für die Lizenz- und Vertriebsrechte zahlen müssen, wenngleich Klimach die in Branchenkreisen genannten 28 Millionen Euro als "viel zu hoch" dementierte.

Nicht das einzige WM-Produkt

Tatsache ist jedoch, dass neben den hohen Gebührenausgaben der Umsatz mit dem WM-Löwen weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Was Branchenkennern zufolge nicht nur mit dessen Aussehen zu tun hat, sondern auch damit, dass viele Spielwarenhersteller 2006 Fußballsortimente anbieten und der Goleo - offizielles Fifa-Lizenzprodukt hin oder her - nicht das einzige WM-Produkt ist.

Auch die anderen Produktreihen der Nici AG verkauften sich dem Vernehmen nach deutlich schlechter als erwartet. So hat man sich beim Lizenz-Geschäft mit einer Ferrari-Plüsch-Kollektion offenbar verrechnet.

Gleichzeitig gab das Management viel Geld für opulente Neubauten in Altenkunstadt aus, etwa für ein 2005 eröffnetes "Kreativzentrum", sowie einen Besucherpavillon.

Nicht billig ist auch das Engagement als Trikotsponsor des deutschen Basketballmeisters GHP Bamberg. Dieses Engagement steht nun möglicherweise vor dem Ende.

Ausbau der Bamberger Basketball-Arena

Ottmar Pfaff ist darüber hinaus einer von zwei Hauptgesellschaftern jener Betreibergesellschaft, welche gerade die Bamberger Basketball-Arena erweitert. Inwieweit dieser Ausbau durch die Entwicklungen bei Nici gefährdet ist, lässt sich noch nicht absehen.

© SZ vom 17.05.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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