Wirtschaftsrat:Neuer Chef der Weisen

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Lars Feld rückt an die Spitze des Sachverständigenrats. Der Wirtschaftsprofessor aus Freiburg wird Nachfolger von Christoph M. Schmidt.

Von Marc Beise, München

Lars P. Feld, 53, Wirtschaftsprofessor aus Freiburg und bekennender Fan des FC Bayern, ist dort angekommen, wo sich sein Lieblingsfußballverein typischerweise aufhält: an der Spitze. Die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wählten ihn jetzt einstimmig zu ihrem neuen Vorsitzenden. Feld wird Nachfolger von Christoph M. Schmidt, 57, der nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit aus dem Rat ausgeschieden ist.

Das mit eigenem Gesetz abgesicherte Gremium der wirtschaftswissenschaftlichen Politikberatung ist bekannt vor allem wegen seines an Daten reichen, aber auch pointierten Jahresgutachtens, das immer im November der Kanzlerin übergeben wird und dort oft gequälte Aufmerksamkeit findet - weil die Mehrheit der Sachverständigen regelmäßig das Regierungshandeln als ungenügend kritisiert. Der Rat wird gerne "Fünf Weise" genannt, allerdings sind es derzeit nur drei Weise: Feld selbst sowie die Professoren Achim Truger und Volker Wieland.

Zwei weitere Mitglieder sollen seit Wochen benannt werden, die endgültige Entscheidung liegt auf Eis - auch weil die Merkel-Regierung sich noch nicht hat einigen können, ob sie Feld 2021 anders als seinem Vorgänger Schmidt eine dritte Amtszeit zugesteht oder nicht. Die Union ist dafür, der SPD ist der Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts zu marktliberal; er war 2011 von der damaligen CDU/FDP-Koalition benannt worden. Feld bekennt sich zur ordoliberalen Freiburger Schule, oder wie man sagt: zur Ordnungspolitik. Deren Idee ist, der Wirtschaft einen Rahmen vorzugeben, aber sie ansonsten machen zu lassen, den Unternehmen also nicht zu viel aufzubürden und die Bürger nicht zu hoch zu besteuern. Als Berater des Finanzministeriums trug Feld dazu bei, die Schuldenbremse ins Grundgesetz zu bringen. Dieses Profil mag nicht jeder in der SPD.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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