Wirtschaft kompakt:Er steigt und steigt und steigt

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Der Ifo-Index erreicht trotz Euro-Schuldenkrise und wachsender Inflationsangst den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Außerdem: Siemens erhält einen Großauftrag aus Saudi-Arabien. Das Wichtigste in Kürze.

Trotz Euro-Schuldenkrise und steigenden Preisen ist die Stimmung in der deutschen Industrie weiter gut. Der Ifo-Geschäftsklima-Index legte unerwartet zu. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer stieg auf 111,2 Punkte von 110,3 Zählern im Januar, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) zu seiner Umfrage unter 7000 Unternehmen mitteilte. Analysten hatten nur mit einem unveränderten Wert gerechnet. "Der Aufschwung in Deutschland ist robust", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die Manager schätzten ihre gegenwärtige Geschäftslage wieder besser ein, das Barometer stieg auf 114,7 von 112,8 Punkten.

Der Ifo-Index steigt auch im Februar wieder. (Im Bild ein vollbeladener Auto-Transportzug mit Neuwagen von Opel in der Nähe des Stammwerks der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim.) (Foto: dpa)

Die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate beurteilten sie ebenfalls positiv: Hier lag das Barometer bei 107,9 nach zuvor 107,8 Zählern. Die meisten Experten trauen der deutschen Wirtschaft 2011 ein weiteres Boomjahr zu. Vor allem im ersten Quartal ist mit einem kräftigen Wachstum zu rechnen, wenn am Bau zumindest ein Teil der witterungsbedingten Ausfälle vom Jahresende 2010 wieder aufgeholt werden kann.

Die Bundesregierung rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von 2,3 Prozent. 2010 hatte es mit plus 3,6 Prozent den stärksten Zuwachs seit der Wiedervereinigung gegeben.

Siemens hat einen Großauftrag für Kraftwerkstechnik aus Saudi-Arabien erhalten. Der Konzern liefere zwölf Gas- und fünf Dampfturbinen sowie Anlagen zur Meerwasserentsalzung im Gesamtwert von mehr als einer Milliarde Dollar, teilte Siemens mit. Auftraggeber ist ein Konsortium aus der saudischen Al Arrab Contracting Company und der chinesischen Sepcoll Electric Power Construction Corp. Die Anlagen sollen Anfang 2014 in Betrieb gehen.

Das Kraftwerk Ras Az Zwa an der Golfküste soll 2400 Megawatt Strom für eine Aluminiumschmelze liefern und zugleich die Einwohner der Hauptstadt Riad mit Trinkwasser versorgen. Siemens hatte in der vergangenen Woche angekündigt, ein Werk für Gasturbinen in Saudi-Arabien für mehrere hundert Millionen Euro aus der Wüste zu stampfen.

Der Konzern will in dem Königreich die Vormachtstellung des US-Rivalen GE brechen. Die Münchner hatten eingeräumt, dass es einen gewissen "Drang" der Monarchie gegeben habe, in dem Zusammenhang eine Fabrik vor Ort zu errichten.

Die Gewerkschaft Verdi hat einen Teil der Beschäftigten der Deutschen Telekom in mehreren Bundesländern zu Warnstreiks aufgerufen. Betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Köln, Bonn und Aachen sollten am Morgen fast 300 Mitarbeiter ganztägig ihre Arbeit niederlegen, teilte ein Verdi-Sprecher mit. In Leipzig, Suhl, Magdeburg und Halle sollten rund 600 Mitarbeiter ihre Arbeit niederlegen.

Ziel sei es, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Sie sollen nach dem Willen von Verdi bei der vierten Tarifrunde Anfang März ein neues Angebot vorlegen. In der vergangenen Woche hatte Verdi das Arbeitgeberangebot als "eine Frechheit" abgelehnt.

Es sieht unter anderem Gehaltserhöhungen von 2,17 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten vor. Die Gewerkschaft fordert stattdessen für die 105.000 Telekom-Mitarbeiter in Deutschland 6,5 Prozent mehr Gehalt und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen über eine Laufzeit von zwölf Monaten.

Der positive Trend bei den Steuereinnahmen von Bund und Ländern hat sich dank der guten Konjunktur auch im Januar fortgesetzt. Das Steueraufkommen habe mit 38 Milliarden Euro um 5,5 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen, hieß es im Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums. Wegen niedrigerer Abführungen an die EU schnellten die Einnahmen des Bundes sogar um elf Prozent in die Höhe, die der Länder um 6,2 Prozent.

Das Ministerium warnte allerdings vor zu großem Optimismus für die kommenden Monate, weil die Vergleichsbasis Januar 2010 sehr schwach gewesen sei. Die Einnahmen aus der Lohnsteuer stiegen um 2,2 Prozent, wie das Ministerium weiter mitteilte. Sie machen alleine rund 30 Prozent des gesamten Steueraufkommens aus. Die Steuern vom Umsatz legten um 3,3 Prozent zu; auf sie entfallen gut 40 Prozent der Steuereinnahmen von Bund und Ländern. Reine Gemeindesteuern sind in der Monats-Statistik nicht enthalten.

Bei der von Unternehmen gezahlten Körperschaftsteuer machte sich zum Jahresbeginn ein Sondereffekt bemerkbar. Ihr Aufkommen lag um 1,5 Milliarden Euro unter dem Vorjahr. Bei den nicht veranlagten Steuern vom Ertrag - zum Beispiel auf Dividenden - verbuchte der Fiskus dagegen ein Plus von drei Milliarden Euro. Bei der Abgeltungssteuer auf Zins- und Veräußerungserträge mussten Bund und Länder mit minus 12,3 Prozent erneut deutliche Einbußen hinnehmen, obwohl bereits das Ergebnis der Vorjahres schwach war. Die Beamten machen dafür das gegenwärtig sehr niedrige Zinsniveau verantwortlich. An dieser Entwicklung werde sich auch in den kommenden Monaten kaum etwas ändern, hieß es.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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