Wirecard:Ausschuss will EY-Bericht ungeschwärzt veröffentlichen

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal will einen kritischen Sonderbericht zur Rolle der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young (EY) veröffentlichen. Der Bundesgerichtshof werde eingeschaltet und solle über eine weitgehend ungeschwärzte Veröffentlichung entscheiden, teilte der stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Sondergremiums, der CSU-Politiker Hans Michelbach, mit. "Es liegt im öffentlichem Interesse, dass die Geheimhaltung der Berichte des Ermittlungsbeauftragten aufgehoben wird." Die Öffentlichkeit müsse sich ein vollständiges Bild machen können. "In geschwärzter Form sind die Berichte aber nicht verständlich."

Der sogenannte Wambach-Bericht gibt nach Darstellung mehrerer Bundestagsfraktionen ein vernichtendes Urteil über Versäumnisse von EY ab. Laut Abgeordneten fehlte bei der Bilanzprüfung eine kritische Grundhaltung, Qualitätsstandards wurden nicht eingehalten, Warnsignale übersehen. Michelbach zufolge sind die Berichte auf Betreiben der Wirtschaftsprüfer zu weiten Teilen als "geheim" und "vertraulich" eingestuft. Sie liegen in der Geheimschutzstelle des Bundestags.

Ermittler gehen davon aus, dass der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard, der auch im Dax war, über Jahre seine Abschlüsse fälschte.

Bei der Aufarbeitung des Skandals haben Finanzministerium und die Anti-Geldwäsche-Einheit des Bundes (FIU) neue Vorwürfe über Versäumnisse entschieden zurückgewiesen. Es geht um die Frage, warum 2019 Verdachtsmeldungen auf Geldwäsche nicht von der FIU an Strafermittler weitergegeben wurden und ob das Ministerium das Parlament nicht ausreichend informiert hat. Finanzstaatssekretär Rolf Bösinger sagte am Dienstag als Zeuge im Untersuchungsausschuss, zu Vorwürfen, er habe Informationen manipuliert: "Ich weise die Vorwürfe zurück, sie sind blanker Unsinn."

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