Wettlauf:Die Dinosaurier

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Unternehmen wie IBM, Cisco oder Oracle haben die Cloud verschlafen. Die Aufholjagd gegen Firmen wie Apple und Amazon kostet viel Kraft.

Von Kathrin Werner, San Francisco

IBM, Dell, Cisco, Oracle, Hewlett Packard- all die großen alten Konzerne aus den Anfangszeiten der Computerindustrie stecken im Moment in Schwierigkeiten. Seit Apple das iPhone und das iPad erfunden hat und damit Computer mobil geworden sind, wollen Kunden die großen, schweren Geräte mit der dazu gehörigen Software immer seltener kaufen. Seit man Fotos auf dem Display anschaut, muss man weniger drucken. Außerdem jagt den alten Großkonzernen eine neue Technik Marktanteile ab: die Cloud. Unternehmen gliedern immer größere Teile ihrer Informationstechnologie in die sogenannte Cloud aus, sie speichern ihre Daten also nicht mehr auf ihren eigenen Servern und lassen viele Programme nicht mehr auf den Rechnern im Büro laufen, sondern lagern sie in große, weit entfernte Rechenzentren aus.

IBM und Hewlett Packard haben diese Entwicklung verschlafen. Marktführer für Cloud-Speicher in nun ein Unternehmen, von dem viele noch nicht einmal wissen, dass es mehr als Bücher im Internet verkauft: Amazon. HP hat sich aus dem boomenden Geschäft mit Cloud Computing gerade weitgehend zurückgezogen, weil der Konzern hinter anderen Rivalen zu weit hinterherhinkt, sagt Unternehmenschefin Meg Whitman und hofft nun, mit Marktführern wie Amazon zusammen arbeiten zu können. IBM versucht noch, mit der Cloud Geld zu verdienen, Konzernchefin Ginniy Rometty will seit Jahren mit großen Investitionen in das Geschäft vordringen. So hat sie für zwei Milliarden Dollar die Cloud-Technik-Firma Softlayer gekauft und 1,2 Milliarden Dollar in zusätzliche Datenzentren gesteckt. Rometty will, dass IBM im Jahr 2018 etwa 40 Prozent der Erlöse mit Datenanalyse, Cloud Computing, Cybersecurity, sozialen Netzwerken und mobiler Technik verdient. Im vergangenen Jahr machten sie nur gut ein Viertel des gesamten Geschäfts aus. Auch der Computerbauer Dell, seit Jahrzehnten Hewlett Packards größter Konkurrent, setzt auf moderne Speichertechnik und übernimmt dazu gerade den Speicherspezialisten EMC für insgesamt rund 67 Milliarden Dollar - es ist die größte Übernahme der Technologiebranche in der Geschichte.

Hewlett Packards Zweiteilung ist die Antwort auf diese Umwälzungen in der IT-Branche, allerdings schrumpft der Konzern, statt zu wachsen wie Dell. "Unsere Strategien sind sehr verschieden", sagt Konzernchefin Whitman. "Wir werden sehen, was in den nächsten Jahren passiert. Ich würde auf Hewlett Packard Enterprise wetten." Sie glaubt, dass es besser ist, wenn Unternehmen kleiner und schneller sind und weniger Schulden haben, damit sie mit neuen Konkurrenten besser mithalten können. Welche Lösung besser ist und ob es überhaupt eine Lösung gibt, weiß niemand. Das amerikanische Magazin Wired taufte HP, Cisco, Dell, EMC, IBM und Oracle gerade "The Walking Dead" - die lebenden Toten.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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