Westliche Hilfe für Afrika:Bedingte Erlösung

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Afrika steht hoch im Kurs beim Industrieländer-Club G8. Wenn sich die Mächtigen der Welt demnächst im Ostseebad Heiligendamm treffen, soll der Kontinent eine wichtige Rolle spielen.

Michael Bauchmüller

Afrika steht hoch im Kurs beim Industrieländer-Club G8. Wenn sich die Mächtigen der Welt demnächst im Ostseebad Heiligendamm treffen, soll der Kontinent eine wichtige Rolle spielen. "Afrika hat unglaubliches Entwicklungspotential", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Aber auch viele Probleme."

Diese Probleme wollen die G-8-Staaten, glaubt man ersten Entwürfen für die Schlusserklärung des Gipfels, diesmal vor allem über zusätzliche Investitionen lösen helfen. "Wir stellen fest, dass viele wenig entwickelte Staaten oft unzureichend von ausländischen Direktinvestitionen profitieren", heißt es in der Erklärung etwas gewunden. Zumindest das Bewusstsein dafür soll der Gipfel nun schärfen.

Merkel lud am Montag einen erlesenen Kreis deutscher Unternehmer ins Kanzleramt, um die ökonomischen Chancen für den Einsatz westlicher Gelder zu erörtern. "Wer Afrika heute als Investitionsstandort entdeckt, wird morgen die Früchte ernten", warb die Kanzlerin. Schließlich stehe dem Kontinent schon allein ein mentaler Aufschwung durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ins Haus, die Südafrika ausrichten wird.

Konkrete Erfolge

Entwicklungsorganisationen wie Oxfam begrüßen den Vorstoß. "Es ist wichtig, dass mehr private Investitionen nach Afrika kommen", sagt Oxfam-Experte Jörn Kalinski. "Wenn man das ernst meint, muss man allerdings auch die Welthandelsrunde voranbringen." Noch immer versperrten zu viele Handelshemmnisse den Weg Afrikas in die Weltwirtschaft. Hindernis für eine positive Entwicklung sind freilich auch die korrupten Regierungen in manchen Ländern - weshalb der Heiligendamm-Gipfel auch für "gute Regierungsführung" werben soll.

Das Treffen könnte damit anknüpfen an die Erfolgsgeschichten früherer G-8-Zusammenkünfte. Wenige Absprachen zeitigten so konkrete Ergebnisse wie die Hilfe für Afrika; der Einsatz für die Ärmsten versprach der angefeindeten Industriestaaten-Gruppe schließlich stets auch Legitimation und ein gutes Image. Vor allem die Entschuldung der ärmsten Länder geht auf das Konto der G 8. 1999 in Köln und 2005 in Gleneagles hatten sich die Industrienationen darauf verständigt, die Gruppe der ärmsten Länder von Schulden zu befreien.

Ganz ohne Vorbedingungen sollte das aber nicht geschehen: Neben der erdrückenden Schuldenlast mussten die Länder auch nachweisen, dass sie Reformen angehen, um den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen, und sie mussten ein Programm zur Bekämpfung der Armut schultern.

Der Plan funktionierte: Inzwischen sind 24 von 41 Ländern in den Genuss der Entlastung gekommen, die 17 restlichen sind auf dem Weg zur Entschuldung. "Das war einer der wenigen wirklichen Erfolge des G-8-Prozesses", lobt selbst Christoph Bals, Geschäftsführer der globalisierungskritischen Gruppe Germanwatch.

Chinesische Investitionen in Afrika

Nicht überall freilich funktioniert die Entschuldung gut. Die Regierung Sambias etwa ließ zu, dass ein Schuldschein über 15 Millionen Dollar an den Geierfonds des US-Investors Michael "Goldfinger" Sheehan verhökert wurde. Der zahlte zwar nur einen Bruchteil dafür, übernahm aber die delikate Aufgabe, das Geld wieder einzutreiben - und hätte um ein Haar Sambia um ein Vielfaches der ursprünglichen Schuld erleichtert, samt Zins und Zinseszins. Erst ein Londoner Gericht vereitelte Schlimmeres, und dennoch: 20 Millionen Euro musste eines der ärmsten Länder der Welt letztlich an Sheehan überweisen.

Derweil wächst die Sorge, der Schuldenerlass könnte von China konterkariert werden. Auf der Suche nach neuen Rohstoffproduzenten lockt Peking in Afrika mit Geld: Neue Kredite vergeben die Chinesen in Afrika derzeit reichlich - und ganz ohne Bedingungen.

© SZ vom 22.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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