Werbeagenturen:Bangen in Stuttgart

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Erstmals macht ein deutscher Werber einen Super-Bowl-Spot: die Berliner Agentur Antoni von Kreativchef André Kemper für den Autokonzern Daimler.

Von Angelika Slavik

Die Spots beim Super Bowl sind die Königsklasse der internationalen Werbung - und einer der Filme, deren Erfolg mit besonderer Spannung erwartet wird, ist der diesjährige Spot des Autoherstellers Mercedes. Der stammt von der Berliner Agentur Antoni rund um den Kreativchef André Kemper. Kemper ist einer der letzten großen Exzentriker der deutschen Werbebranche, immer wieder macht sein aufbrausendes Temperament Schlagzeilen - seine Erfolge vor allem im Bereich der Autowerbung sind allerdings unbestritten.

So sorgte Mercedes Ende 2014 für enorme Aufregung in der Branche, als sich der Konzern von seiner langjährigen Agentur Jung von Matt trennte, um zu Kemper zu wechseln. Der musste sich erst aus anderen Verträgen freischaufeln und gründete eigens für Mercedes eine neue Agentur: Antoni. Man darf annehmen, dass der Aufwand für Mercedes nicht billig war. Mit dem Super-Bowl-Spot muss Kemper nun beweisen, dass er das Theater wert war.

In Easy Rider wurde er 1969 zur Legende. Jetzt fährt Peter Fonda Auto statt Motorrad

Es ist das erste Mal, dass eine deutsche Agentur einen Super-Bowl-Spot kreiert hat. In dem Film spielt Peter Fonda die Hauptrolle - der Mann also, der durch seine Performance in " Easy Rider" 1969 zur Legende wurde. Die Szene, in der Fonda und Kollegen zum Song "Born to be wild" über die Route 66 brettern, ist längst Teil der Popkultur geworden, immer und immer wieder zitiert. In dem Spot für Mercedes nun dreht er die Anlage noch mal richtig laut auf. Zwar sitzt er diesmal in einem Mercedes statt auf einem Motorrad - aber die Verehrung des Publikums ist ihm immer noch sicher. Das ist, mindestens, sehr, sehr lustig anzusehen. Ob sich Aufwand und Kosten für Mercedes unterm Strich lohnen werden?

Wie es ist, wenn man in der Super-Bowl-Werbepause einen Jahrhundert-Erfolg verbuchen kann, weiß man im Volkswagen-Konzern genau. Den legendären Darth-Vader-Spot entwickelte damals die US-Agentur Deutsch. In diesem Jahr ist das von der Abgasaffäre schwer gebeutelte Unternehmen mit seiner Kernmarke nicht präsent, die Konzerntochter Audi allerdings schon - den Spot hat das Unternehmen bislang unter Verschluss gehalten. Mit Persil und T-Mobile werben noch zwei weitere deutsche Marken zur teuersten Werbezeit der Welt, auch ihre Clips sind bisher nicht veröffentlicht worden.

International darf sich Intel schon jetzt als Gewinner fühlen: Das Unternehmen verpflichtete Tom Brady als Testimonial für seinen Spot. Der 39-Jährige ist Quarterback bei den New England Patriots, also einer der beiden Mannschaften, die um den Titel kämpfen. Brady, auch noch werbetauglich mit dem Supermodel Gisele Bündchen verheiratet, wird also während des Spiels als Sportler auf dem Bildschirm zu sehen sein und während der Spielunterbrechungen als Botschafter für Intel. Wenn er jetzt auch noch für seine Mannschaft das Spiel entscheidet, werden sich die Werbeleute bei Intel ziemlich zufrieden auf die Schulter klopfen.

Und noch ein Star des diesjährigen Werbeblocks darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Die in die Jahre gekommene Werbefigur Meister Propper, in den USA als "Mr. Clean" aktiv, wird in diesem Jahr zum Sexsymbol befördert: Das glatzköpfige Reinigungsmännchen schwingt so grazil das Becken und tänzelt mit dem Wischmopp - da wird der Klischeehausfrau im Spot ganz heiß. Und den Zusehern gleich ganz anders.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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