Weißer Ritter gesucht:Continental dient sich Finanzinvestoren an

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Verkehrte Welt: Andere Unternehmen wappnen sich gegen den Einstieg von Finanzinvestoren, Continental sucht sie - um die geplante Übernahme durch Schaeffler zu verhindern.

Der Autozulieferer Continental sucht im Abwehrkampf gegen eine feindliche Übernahme durch die bayerische Schaeffler-Gruppe einem Medienbericht zufolge den Schulterschluss mit großen Finanzinvestoren. Conti spreche mit den beiden Private-Equity-Fonds Apollo und KKR aus den USA über ein höheres Gebot, berichtete das Handelsblatt am Mittwoch unter Berufung auf Bankenkreise. Auch der japanische Reifenproduzent Bridgestone wird demnach als Conti-Gesprächspartner ins Spiel gebracht.

Buhlen um Continental: Schaeffler möchte den Hannoveraner Konzern übernehmen, doch der liebäugelt mit Finanzinvestoren - um Schaeffler zu verhindern. (Foto: Foto: AP)

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Sprecher von Conti, den Finanzinvestoren und Bridgestone wollten die Informationen dem Blatt zufolge nicht kommentieren oder waren nicht erreichbar.

Conti habe den Informationen zufolge mit fünf möglichen Investoren Gespräche für eine Gegenofferte zum Schaeffler-Angebot aufgenommen. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium, berichtete das Blatt weiter.

Experten hielten nur das Private-Equity-Angebot für ein realistisches Szenario. Bridgestone, zweitgrößter Reifenproduzent der Welt, stoße dagegen bei einem Einstieg auf kartellrechtliche Hürden, zitierte das Handelsblatt Branchenkenner.

Der von Manfred Wennemer geführte Konzern arbeitet mit Hochdruck an einer Abwehr der drohenden Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe. Der Conti-Aufsichtsrat soll in der kommenden Woche zu einer Krisensitzung zusammenkommen, verlautete aus Branchenkreisen. Dabei wolle der Vorstand mögliche Abwehrmaßnahmen erläutern.

Die Schaeffler-Gruppe hatte am Dienstag ihr Übernahmeangebot in bestimmten Punkten überarbeitet, um zu verhindern, dass das Angebot möglicherweise erlischt. Dabei geht es vor allem um eine mögliche Kapitalerhöhung von Conti. In Branchenkreisen hieß es, Schaeffler habe damit einen "schweren handwerklichen Fehler" korrigiert.

Ein Schaeffler-Sprecher wies dies indes als "haltlos" zurück. "Es gab und gibt gute Gründe für solche Bedingungen", sagte er. Im Rahmen einer Abwägung habe man sich aber entschlossen, auf diese Bedingungen zu verzichten.

Schaeffler verzichtete etwa auf die in der bisherigen Angebots-Unterlage genannte Bedingung, dass der Conti-Vorstand bis zum Ablauf der Annahmefrist "keine Durchführung einer Kapitalerhöhung auf Grundlage eines genehmigten Kapitals" anmeldet.

Wie Schaeffler in Herzogenaurach mitteilte, trat das Unternehmen "Marktspekulationen" entgegen, dass das Angebot an die Conti-Aktionäre durch die Vorbereitung einer Kapitalerhöhung behindert werden könnte.

Keine Zerschlagung geplant

Schaeffler weise jedoch ausdrücklich darauf hin, dass das Angebot unverändert unter der Bedingung stehe, dass Conti bis zum Ablauf der Annahmefrist am 27. August keine Kapitalmaßnahmen vollziehe. Die Schaeffler-Gruppe als größter Conti-Aktionär halte solche Kapitalmaßnahmen für unvertretbar, da sie die Interessen der Aktionäre verletzen würden.

Vor dem Hintergrund von Zusagen Schaefflers seien Vorstand und Aufsichtsrat von Conti gesetzlich verpflichtet, auf Maßnahmen zu verzichten, die lediglich der Abwehr des Angebotes dienten und den Aktionären die freie Entscheidung über die Annahme des Angebotes zu nehmen versuchten. Schaeffler hatte unter anderem zugesagt, dass Conti nicht zerschlagen werden solle.

Der Übernahmekampf wird damit zunehmend zu einem Fall von Juristen. Zu den Optionen von Conti bei der Abwehr einer Übernahme zählt neben der Suche nach einem Weißen Ritter auch eine Kapitalerhöhung, um die Übernahme zu erschweren. Die Conti- Hauptversammlung im April 2008 hatte eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent grundsätzlich genehmigt.

Frist läuft bald ab

Schaeffler hatte am vergangenen Mittwoch ein offizielles Übernahmeangebot vorgelegt. Mitte der nächsten Woche läuft die übliche Frist von zwei Wochen für eine Stellungnahme von Conti zum Angebot ab. Die Conti-Führung hatte den von Schaeffler angebotenen Preis von 70,12 Euro pro Aktie bereits strikt abgelehnt.

Der Dax-Konzern Continental aus Hannover mit derzeit rund 150.000 Beschäftigten weltweit hatte einen deutlich höheren Preis und eine Begrenzung der Schaeffler-Beteiligung auf 20 Prozent gefordert.

Das wesentlich kleinere Familienunternehmen Schaeffler aus Herzogenaurach dagegen hatte das Ziel bekräftigt, mehr als 30 Prozent der Anteile zu erwerben und damit ein strategischer Großaktionär bei Continental zu werden.

Die Franken halten bereits acht Prozent der Aktien. Zudem hat sich das Unternehmen über Swap-Geschäfte, Tauschgeschäfte, den Zugriff auf 28 Prozent der Conti-Anteile gesichert.

Aus Sicht von Conti war das Vorgehen aber rechtswidrig, weil Meldepflichten umgangen worden seien. Conti verlangt, dass die Finanzaufsicht BaFin die Swap-Geschäfte untersagt. Schaeffler hält das Vorgehen für legal.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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