Am kommenden Wochenende ist es wieder so weit. Dann versteigern in Trier, Eltville und Bad Kreuznach Winzer von Mosel, Saar, Ruwer, Nahe, Ahr und aus dem Rheingau ihre besten Tropfen.
Die Vorbereitungen sind längst abgeschlossen und die Weine von einer Jury aus Winzern und Händlern taxiert. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre können sich sehen lassen. Eine Riesling Auslese lange Goldkapsel, Jahrgang 2005, aus der Einzellage Saarburger Rausch des Weinguts Forstmeister Geltz-Zilliken aus Saarburg, ausgerufen zum Preis von 160 Euro für die 1,5-Liter-Flasche, ging 2006 für knapp 450 Euro weg.
Solche Ergebnisse zeigen, "dass auch deutsche Weine als Kapitalanlage taugen. Aber die Menge, die dafür in Frage kommt, ist relativ klein, weniger als zwei Prozent der gesamten deutschen Produktion", sagt Winzer Hanno Zilliken, ihm gehört das Weingut.
Bei der Auktion am nächsten Freitag in Trier zählt seine Beerenauslese aus dem Saarburger Rausch, Jahrgang 2005, in der 1,5 Liter-Flasche, mit einem taxierten Preis von 400 Euro pro Flasche zu den teuersten Weinen, die unter den Hammer kommen. Es ist ein Versteigerungswein, es gibt ihn nur dort. Insgesamt hat Zilliken 250 Liter davon produziert. Ein Drittel kommt zur Auktion, ein Drittel in den Weinkeller und ein Drittel wird über die Jahre hinweg für Verkostungen benötigt.
So einfach lässt sich Marktwirtschaft leben: knappes Gut, hoher Preis. Niemand versteht das besser als die Weingüter in Bordeaux, der bedeutendsten Anbauregion der Welt. Vor allem ihnen gilt das Augenmerk der weltweiten Weininvestoren, und die Spitzengewächse aus Bordeaux bestimmen auch maßgeblich die Entwicklung des Index Liv-ex 100 der Londoner Internet-Weinbörse Liv-ex (www.liv-ex.com).
Das Marktbarometer erfasst die Preisentwicklung von 100 Spitzengewächsen. Als ein Maß für die Qualität gilt die Bewertung durch Robert Parker, einer der einflussreichsten Weinjournalisten. Bis zu 100 Punkte vergibt er. Die Schwergewichte im Index, Weine der Chateaus Lafite Rothschild oder Latour, bringen es in der Regel auf mehr als 90 Punkte und gelten als außergewöhnliche Erzeugnisse.
Binnen Jahresfrist legte der Liv-ex 100 um gut 50 Prozent zu (Grafik). Nun macht sich allerdings die Sorge breit, die Krise am US-Hypothekenmarkt könne auch die Weinpreise belasten, heißt es im Marktbericht der Börse für August. Der Markt sei "sicher nicht immun gegen Verwerfungen an den Finanzmärkten, denn es gibt eine Korrelation zwischen Weinpreisen und Wohlstand gemessen an der Zahl der Millionäre."
Eine Konsolidierung sei aber durchaus "heilsam", denn Spitzenweine seien allzu lang eine sichere Wette gewesen. "Die private Anleger erst gar nicht eingehen sollten. Weine eignen sich nicht als Kapitalanlage", sagt Paula Bosch. Deutschlands bekannteste Sommelière arbeitet im Münchner Restaurant Tantris. Privatpersonen kommen ihr zufolge gar nicht an die nötigen Mengen heran, damit sich das Geschäft richtig lohnt.
"Es gibt natürlich Zocker, die es schon glücklich macht, wenn sie heute einen 1er Grand Cru aus Bordeaux für 450 bis 550 Euro pro Flasche zum Subskriptionspreis kaufen und ihn nach der Lieferung in eineinhalb Jahren für 200 oder 300 Euro mehr verkaufen können. Aber was macht ein Wertzuwachs von 1000 bis 2000 Euro für einen Sinn", fragt Bosch und verweist auf die vielen Risiken des Investments.
Die Wertentwicklung hänge in hohem Maße vom Urteil der Weinjournalisten ab. "Wer Weine mit weniger als 95 Parker-Punkten kauft, dürfte Schwierigkeiten haben, sie später zu verkaufen", so Bosch. In die Kaufentscheidung sollte ihrer Meinung nach auch das Urteil anderer Kenner einfließen, wie etwa das des Schweizers René Gabriel zu den Bordeaux-Weinen.
Das Fachblatt Weingourmet kürte Zillikens Auslese in diesem Frühjahr zum besten deutschen Wein des Jahres 2007. "Die Kritiker sind sich nicht immer einig", sagt Bosch. Deshalb gelte es auch, die eigene Urteilskraft zu schulen, heißt: "Viel lesen, trinken, preiswerte mit teureren Weinen vergleichen, Rat suchen bei guten Weinhändlern. Den eigenen Geschmack entwickeln und bilden." Anfänger sollten sich zunächst auf eine Rebsorte oder eine Anbauregion beschränken.
Die Lagerung von Auktionsweinen lässt sich nicht immer lückenlos nachvollziehen. Stammen sie aus privaten Beständen, ist die Gefahr von Qualitätseinbußen groß, weil die meisten Privatanleger kaum für angemessene Lagerbedingungen - eine gleichbleibende Temperatur zwischen acht und 17 Grad, liegende Lagerung, keine Sonneneinstrahlung, eine Luftfeuchtigkeit um 70 Prozent - sorgen können.
Die Herkunft allein garantiere keine hohe Renditen, sagt Bosch: "Selbst in den besten Lagen der renommiertesten Güter gibt es vielleicht in einem Jahrzehnt einen Jahrgang, der tolle Renditen verspricht." Diese Erfahrung müssen gerade jene gut 100 Anleger machen, die in den 1999 aufgelegten Weinfonds VB Bordeaux der Hamburger HypoVereinsbank-Tochter Blue Capital (mittlerweile fusioniert zu Wealth Cap) investiert haben.
Das Geld ist in 31 rote Bordeaux-Weine der Jahrgänge 1995, 1997, 1998 und 1999 angelegt. Der Verkauf läuft gerade. Zum Jahresende soll der Fonds im Volumen von knapp 1,6 Millionen Euro aufgelöst werden. "Es wird nicht so sein, dass der ursprünglich angekündigte Wertzuwachs von mindestens 50 Prozent eintritt", räumt ein Firmensprecher ein: "Die Anleger werden die investierte Summe herausbekommen und ein bisschen oben drauf." Spezielle Jahrgänge seien nicht so stark nachgefragt gewesen. Bei den Folgefonds sehe es besser aus.
"Ich habe immer davon abgeraten", sagt Bosch. Die Bordeaux der Jahrgänge 1991, 1993, 1997, 1998 und 1999 seien kleine Jahrgänge gewesen, "trinkbar, aber ohne großes Steigerungspotenzial". Einen Trost für Weininvestoren hat Bosch dann doch noch: "Wenn Sie Wein gerne trinken und lieben, haben Sie im Vergleich zu jeder anderen Investition einen charmanten Nebeneffekt: Ihnen bleibt das Fläschchen."