GlaxoSmithKline:Zahlungen an Ärzte sollen gestoppt werden

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Büros des Pharmaunternehmens GlaxoSmithKline auf der Münchner Theresienhöhe. (Foto: Stephan Rumpf)

Wenn Ärzte für Konzerne werben, stimmt etwas nicht - das findet mittlerweile sogar GlaxoSmithKline, einer der größten Pharmahersteller. Er will keine Ärzte mehr bezahlen, allerdings nicht aus purem Idealismus. Sondern eher als Konsequenz eines Korruptionsskandals in China.

Es ist ein Schritt, der das Ende einer bedenklichen Praxis der Pharmabranche einläuten könnte: Der britische Medikamentenhersteller GlaxoSmithKline (GSK) verkündet, er werde in Zukunft Ärzte nicht mehr dafür bezahlen, für seine Produkte zu werben.

Nach Informationen von New York Times und Financial Times will der Konzern auch Reisen der Ärzte zu Mediziner-Konferenzen nicht mehr finanzieren. Insgesamt soll es laut Financial Times um etwa 50 Millionen Pfund jährlich gehen. Die Änderungen sollen allerdings nicht sofort, sondern erst bis 2016 umgesetzt werden.

Außerdem müssen dem Plan zufolge wohl auch einige Handelsvertreter des Pharmakonzerns ihre Verkaufsstrategie überdenken. Bislang haben sie Bonuszahlungen erhalten, die sich nach der Anzahl der von den besuchten Ärzten verschriebenen GSK-Medikamente richteten. In Zukunft wolle der Konzern stattdessen Anstrengungen belohnen, die zu einer besseren Versorgung der Patienten führen.

GlaxoSmithKline wäre damit der erste große Pharmakonzern, der von diesen in der Branche üblichen - und regelmäßig heftig umstrittenen - Praktiken absieht. Grund für den Sinneswandel dürfte ein Skandal in China sein, einem der am härtesten umkämpften Pharmamärkte der Welt. Dort ermitteln die Behörden derzeit wegen möglicher Bestechung in Höhe von insgesamt fast 400 Millionen Euro gegen GSK. Vier Manager wurden festgenommen. Über ein Tarn-Reisebüro in Shanghai soll Geld an Mediziner und Beamte verteilt worden sein, ihnen wurden Reisen und teilweise die Dienste von Prostituierten bezahlt. Im vergangenen Jahr wurde in den USA ein Betrugsprozess gegen den Konzern erst gegen Zahlung von drei Milliarden Dollar eingestellt.

GSK-Chef Andrew Witty bestreitet im Gespräch mit der New York Times aber, dass diese Vorfälle der Grund für die neue Strategie seien. Stattdessen seien sie Ergebnis jahrelanger Bemühungen, "mit einer sich verändernden Welt Schritt zu halten".

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