We Work:Absturz nach dem Höhenflug

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Das Aufsehen um seine Person habe ihn zu sehr abgelenkt, schreibt Adam Neumann in einer Mail an die We-Work-Mitarbeiter. (Foto: Eduardo Munoz/Reuters)

Der Büroraum-Vermittler zieht die Konsequenz: Grün­­der Neumann fliegt raus.

Von Maximilian Helmes, München

Als das wertvollste Start-up der USA galt Adam Neumanns We Work bis vor Kurzem. Als ein Unicorn, also ein Start-up, das binnen kurzer Zeit eine Marktbewertung von mehr als einer Milliarde Dollar erreichte. Und damit nicht genug: In der ersten Finanzierungsrunde im Januar wurde Neumanns Büroraum-Vermittler mit unglaublichen 47 Milliarden Dollar bewertet - das würde heute dem Börsenwert von Daimler entsprechen. Die hohe Bewertung war auch Folge des Einstiegs des japanische Softbank-Konzerns mit 20 Milliarden Dollar zu Jahresbeginn. Alles deutete seinerzeit darauf hin, dass der geplante Börsengang von We Work zum Triumphzug werden würde. Doch die Lage hat sich dramatisch geändert: Seit vergangenem Dienstag ist der We-Work-Gründer Adam Neumann nicht mehr Geschäftsführer seines Start-ups. Hinzu kommt, dass der Börsengang nun nicht wie geplant im September, sondern frühestens wohl 2020 stattfinden wird. Wenn überhaupt. Derzeit sei nicht absehbar, ob er überhaupt noch erfolge, meldet das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider.

Neumann hielt mit seinen Anteilen, die mit einem zwanzigfachen Stimmrecht ausgestattet waren, die Mehrheit bei We Work. Zudem genoss er den Rückhalt der Geldgeber wie etwa des Investmentfonds JPMorgan. Die Investoren dürften angesichts der hohen Bewertung zuversichtlich gewesen sein, dass der Börsengang mit Neumann an der Spitze gelingen würde.

Doch bei den Analysten und potenziellen Aktienkäufern an den Börsen kam von der Zuversicht nicht viel an. Die Verluste von We Work, die sich allein im vergangenen Geschäftsjahr auf 1,6 Milliarden Dollar beliefen und somit den Umsatz überstiegen, kamen nicht gut an. Ebenso wird die Unternehmensführung von Adam Neumann stark kritisiert. So sank die Bewertung für den Börsenstart auf aktuell 15 bis 20 Milliarden Dollar. Als zuletzt dann auch noch die Pläne für den Börsengang verschoben wurden, wandten sich die Investoren vom We-Work-Chef ab, berichtet das Wall Street Journal. Ende vergangener Woche wurde bei Softbank diskutiert, wie man Neumann loswerde. Am Dienstag war es dann soweit: Der We-Work-Aufsichtsrat tagte und drängte Neumann zum Rücktritt als Geschäftsführer. Zwei seiner Stellvertreter übernahmen seinen Posten. Gleichzeitig wurden die Stimmrechte seiner Anteile herabgesetzt.

Nun muss das Unternehmen sparen. Dafür soll sich We Work nach Informationen des Wall Street Journal vor allem auf das Kerngeschäft konzentrieren. Weltweit werden wohl einige Tausend Mitarbeiter gehen müssen. Zudem braucht das Unternehmen neues Geld - mindestens 100 Millionen Dollar an Eigenkapital muss es aufbringen.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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