Was kommt:Was blüht und was nicht

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Freude beim Mauerfall am 9. November 1989. (Foto: dpa)

Alle reden über Griechenland und die Europäische Währungsunion. Vor 25 Jahren bereits startete die deutsche-deutsche Wirtschafts- und Währungs- union. Eine Serie darüber, was dabei geblüht hat und was nicht.

Von Marc Beise

Noch haben in den deutschen Bundesländern gar nicht überall die großen Ferien begonnen, da ist das Ende des Jahres näher als der Anfang. 2015, das steht schon fest, wird als das Jahr Griechenlands in Erinnerung bleiben. Das Jahr, in dem der Euro-Staat so gut wie pleite war und sich am Ende doch noch in Verhandlungen um ein neues Hilfsprogramm retten konnte - freilich um den Preis der Aufgabe eines guten Teils seiner Souveränität. Obwohl die Berufseuropäer in Brüssel nun aufatmen und das Gröbste für geschafft halten, beginnt das Drama erst so richtig. Nun gilt es, eine darniederliegende Wirtschaft im Rahmen der europäischen Ordnung wieder flott zu machen: ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Deutschland hat damit Erfahrung, vor genau 25 Jahren - nach dem Fall der Mauer und noch vor der deutschen Einheit - richtete sich das Augenmerk auf eine marode DDR-Wirtschaft. Das Ergebnis war, um das vorweg zu sagen, nicht sehr überzeugend. Mit viel westlichem Geld konnte zwar der Lebensstandard gehoben werden, die ostdeutsche Wirtschaft aber wurde nicht etwa aufgebaut, sondern abgewickelt bis ausverkauft. Eine verpasste Chance.

Der SZ-Wirtschaftsteil zeichnet über den Sommer den Transformationsprozess nach und untersucht, "was blüht und was nicht". In der ersten Folge am vergangenen Samstag ging es darum, wie die D-Mark in den Osten kam. Das "Reden wir über Geld" mit Thomas Brussig am Freitag spekulierte über die Frage, was eigentlich gewesen wäre, wenn die DDR nicht untergegangen wäre. In dieser Ausgabe schildern wir sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Wirtschaft und Geld - und was daraus zu lernen ist.

In den kommenden Tagen geht es um den größten Fischzug im Osten überhaupt, nämlich den des Allianz-Konzerns, der sich den ehemaligen Staatsversicherer DVAG einverleibte. Es geht darum, wie Opel nach Thüringen kam, um Kitas, die mit Schachlehrerprogrammen aufgerüstet werden sollen, und vieles andere mehr. Und darum, wie das Ökonomen-Ehepaar Hans-Werner und Gerlinde Sinn seinen "Kaltstart" probierte.

Eine andere Geschichte erzählen wir kommenden Freitag im "Reden wir über Geld", aber auch sie spielt im Berliner Osten. Die Amerikanerin Cynthia Barcomi eröffnete 1994 erst eine Kaffeerösterei in Kreuzberg, drei Jahre später das Deli in Mitte. Immer auf der Speisekarte: New York Cheesecake nach einem Geheimrezept. Längst ist die ausgebildete Tänzerin Berlins prominenteste Bäckerin. Dabei war der Erfolg nicht von Anfang an garantiert. Als Banker auf ihre Kreditanfrage zögerten, packte die ehrgeizige Frau einfach - schwuppdiwupp - selbst gemachte Chocolate-Chip-Cookies auf den Tisch. Quintessenz eins: Ehrgeiz und Disziplin, beim Tanz unabdingbar, helfen auch in der Küche. Quintessenz zwei: Nicht nur Liebe geht durch den Magen.

Was noch? Irgendwie geht es bei der Transformation von Gesellschaften immer auch um das sprichwörtliche Bauen von Brücken. Ein berühmter Brückenmaler war Vincent van Gogh, dessen 125. Todestag sich am kommenden Mittwoch jährt. Den "Pont de Langlois" gibt es in mehreren Versionen. Eine ist zu besichtigen im Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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