Was kommt:Jetzt aber!

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Für die Breitbandversorgung in Norddeutschland findet man dieses spezielle Rohrsystem für die Verlegung von Glasfaserkabeln. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Endlich wird sich wieder gekümmert darum, was wichtig ist für Deutschland. Dazu gehört unter anderem auch die Entwicklung der Digitalisierung.

Von Marc Beise

An diesem Sonntag weiß die Republik endlich, ob es bald eine große Koalition geben wird. Über den Umstand, dass dies nicht die von den Bürgern bestimmten Abgeordnete entscheiden, sondern nicht in Wahlen legitimierte Parteimitglieder, sehen wir an dieser Stelle großzügig hinweg - Hauptsache, es gibt überhaupt eine neue Regierung. Sollte das Mitgliedervotum in der SPD allerdings entgegen einer verbreiteten Erwartung doch gegen eine Regierungsbeteiligung ausgefallen sein, dann brauchen Sie hier nicht weiterzulesen. Kommt es aber zur großen Koalition, dann werden jetzt die drängenden Probleme der Zeit in Windeseile abgearbeitet, ganz sicher:

Vor allem wird sich die Regierung mit voller Kraft dem Umbau des Landes im digitalen Zeitalter widmen. Nicht nur mittels kluger Reden auf Kongressen, versteht sich, sondern im praktischen Alltag. Die Verwaltung wird sehr schnell digitalisiert werden, die Netze werden beschleunigt werden (im Bild ein spezielles Rohrsystem für die Verlegung von Glasfaserkabeln für die Breitbandversorgung in Norddeutschland), Start-ups werden richtig viel Geld bekommen, um mit den Amerikanern konkurrieren zu können, die Bürokratie wird abgebaut und Deutschland wird zum Powerhouse in der Digitalisierung. Garantiert.

Und weiter: Die Gesundheitspolitik wird auf ein neues Fundament gestellt werden, die Zwei-Klassen-Medizin in den Arztpraxen wird ein Ende haben, in den Krankenhäusern wird effizient und gerecht gearbeitet, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen, und natürlich steigen die Beiträge der Bürger nicht.

Die Steuern sinken natürlich, denn Geld ist ja da, der Staat nimmt dank der guten Konjunktur und der niedrigen Zinsen so viel ein wie nie zuvor, und die Belastung in der Mitte der Gesellschaft ist ausweislich zahlreicher Wahlkampfreden zahlreicher Politiker zahlreicher Parteien allgemein erkannt - wo sollte also das Problem sein?

Den Wandel zur Mobilität will die große Koalition zu einem zentralen Zukunftsthema machen, endlich werden Elektroautos groß in Mode kommen. Entsprechend wird die Luft in deutschen Städten besser werden, und nachdem die Koalition die Klimaziele für 2020 praktisch aufgegeben hat, wird sie sich sicher bald wie versprochen verbindliche Ziele für 2030 setzen.

Wenn Sie das alles nicht glauben und im Moment von politischen Taktierereien und Versprechen ohnehin die Nase voll haben, dann erden Sie sich doch durch Lektüre des Montagsinterviews mit Hans Peter Wollseifer, dem Handwerkspräsidenten. "Wir nennen es Erfüllung", sagt er über das, was junge Leute im Handwerk finden können. Er will der Branche ein modernes Antlitz verpassen. Sogar einen als Western daherkommenden Werbespot gibt es inzwischen, um die Jugend fürs Handwerk zu begeistern. Dabei gibt es so viele Chancen im Handwerk, sagt Wollseifer, und gut verdienen kann man da auch.

Was noch? Sie wollen noch mehr Handfestes? Gerne. Am Mittwoch beginnt in München die große siebentägige Internationale Handwerksmesse. Mehr als 1 000 Aussteller werden ihre Neuerungen und Fertigkeiten einem großen Besucherpublikum präsentieren. Noch handfester geht's wirklich nicht.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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