Was kommt:Bits & Pretzels

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Bürgerrechtlerin Tarana Burke. (Foto: Evan Agostini/Invision/AP)

Wenn am Sonntag die amerikanische Bürgerrechtlerin Tarana Burke das Münchner Start-up-Festival Bits&Pretzels eröffnet, ist sie in doppelter Hinsicht die Richtige für die Veranstaltung in der Messe München.

Von Ulrich Schäfer

Wenn am Sonntag die amerikanische Bürgerrechtlerin Tarana Burke das Münchner Start-up-Festival Bits & Pretzels eröffnet, entbehrt dies nicht einer gewissen Pikanterie. Denn genau vor einem Jahr hatten die drei Gastgeber von Bits & Pretzels, Felix Haas, Bernd Strom und Andreas Bruckschlögl, verkündet, dass sie einen vierten Partner in ihren Kreis aufnehmen würden, eine Nachricht, die weltweit für Aufsehen sorgte. Es handelte sich dabei um Kevin Spacey, jenen Oscar-prämierten Schauspieler, der zuletzt in der Netflix-Serie "House of Cards" die Rolle des Präsidenten Francis Underwood innehatte. Spacey hatte 2016 die Eröffnungsrede bei der Bits & Pretzels gehalten, und der Aufenthalt in München, samt ausführlichem Besuch des Oktoberfests, hatte Spacey derart gut gefallen, dass er sich entschloss, 2017 ein zweites Mal zu kommen und sich den drei Bits & Pretzels-Gastgebern, deren Arbeit ihm imponierte, als vierter Mann anzuschließen.

Doch nur wenige Woche nach der letztjährigen Bits & Pretzels wurde Spacey dann auch von jener "Me Too"-Kampagne erfasst, die Tarana Burke via Twitter vorangetrieben hatte: Buzzfeed und CNN enthüllten, dass mehrere Männer ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigten. Und so musste Spacey nicht nur sein Rolle als Frank Underwood bei "House of Cards" abgeben, sondern auch das Münchner Start-up-Festival ging zu ihm auf Distanz: Man trennte sich, kaum dass die Vorwürfe gegen 59-Jährigen publik geworden waren.

Für die Bits & Pretzels war das ein schwerer Schlag: Spacey sollte dem Festival international bekannte Redner verschaffen, denn der Schauspieler ist auch als Investor bei Start-ups engagiert und verfügt über ein weitreichendes Netzwerk in Kultur, Politik und Wirtschaft. Schon ehe die Nachricht über seine Fehltritte bekannt wurde, hatten die drei Gründer allerdings - durchaus weitsichtig - das Thema für das diesjährige Festival bekannt gegeben: Diversity. Tarana Burke ist also gleich in doppelter Hinsicht die Richtige, um die Veranstaltung in der Messe München zu eröffnen.

Auch ohne Spaceys Hilfe bietet das dreitägige Festival den 5000 Teilnehmern ein umfangreiches Programm mit vielen prominenten Rednern, darunter Vertreter der deutschen und internationalen Start-up-Szene ebenso wie der Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg oder der TV-Moderator Jan Böhmermann. Auch die Süddeutsche Zeitung präsentiert mehrere Talks: Am Sonntag um 15.20 Uhr diskutiert die Münchner Professorin und Multi-Aufsichtsrätin Ann-Kristin Achleitner über Diversity, am Montag folgen Gespräche mit dem schwedischen Unternehmer Vasilis Koulolias über ein bahnbrechendes Projekt zum Bau einer digitalen Stadt in Afrika (11.30 Uhr), mit dem deutsch-amerikanischen Investor Albert Wenger darüber, wie die Digitalisierung Gesellschaft und Politik verändert (15 Uhr) und mit dem Digital-Chef von Henkel, Rahmyn Kress, über die Transformation von Industriebetrieben.

W as noch? Am Mittwoch jährt sich zum 30. Mal der Todestag von Franz Josef Strauß. Von ihm sind viele politische Zitate überliefert ("Feind, Todfeind, Parteifreund"). Aber man findet auch manch ökonomisches Bonmot, etwa: "Der Reichtum kommt nicht von der Umverteilung, der Reichtum kommt von Fleiß und Leistung".

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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