Was kommt:Alle Augen auf die Briten

Lesezeit: 2 min

(Foto: Mike Henning)

An der Börse wird am Sonntag nicht gehandelt, und doch wird von dem Tag abhängen, wie die nächste Woche wird - vor allem für jene, die ihr Geld in Aktien und Anleihen anlegen.

Von Ulrich Schäfer

Die kommende Woche ist in gewisser Hinsicht eine Aktienwoche, und wie gut sie am Ende sein wird, hängt nicht zuletzt von den Briten ab. An diesem Sonntag entscheidet ein Sondergipfel darüber, zu welchen Bedingungen Großbritannien die EU verlassen wird. Einigen sich alle auf das, was in den vergangenen Tagen ausgehandelt wurde, dürfte das die Börsen nicht jucken (denn das ist längst eingepreist); platzt der Gipfel hingegen, könnte es noch turbulenter werden als in den vergangenen Wochen, in denen die Kurse schon kräftig abgerutscht sind. Der US-Ökonom John Kenneth Galbraith mahnte einst, in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren: "Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich, durch den Keller zu fahren. Man muss nur die Nerven behalten." Aber nicht jeder kann sich das leisten.

Wer, bitte schön, ist Daniel Křetínský? Der tschechische Milliardär weiß, wie man mit Aktien reich wird - er hat schon viele erfolgreiche Investments getätigt. Vor wenigen Wochen ist er auch beim Handelskonzern Metro eingestiegen. Allem Anschein nach könnte er dort bald die Rolle des Großaktionärs Haniel übernehmen. Fast wie nebenbei kaufte er dann auch noch Anteile an der französischen Tageszeitung Le Mon de. Jetzt hat er erstmals ausführlich mit deutschen Journalisten gesprochen. Michael Kläsgen stellt ihn im Mittwochsporträt  vor.

Noch reicher als er ist Heinz Hermann Thiele, der Mehrheitseigentümer des Münchner Industriekonzerns Knorr-Bremse. Vor ein paar Wochen haben er und der Vorstand das Familienunternehmen an die Börse gebracht, Thiele hat sich dabei von einem Teil seiner Aktien getrennt. Knorr-Bremse liefert vor allem Bremsen, aber auch andere Teile für Schienen- und Nutzfahrzeuge - ein Geschäft, das auf langfristigen Verträgen beruht. Das ist gut für die Anleger, sie können darauf vertrauen, dass die Firma stabil ist. Wie stabil, das wird sich an diesem Mittwoch zeigen: Knorr-Bremse legt dann erstmals Quartalszahlen vor. Bislang konnten die Aktien den herbstlichen Turbulenzen an den Börsen recht gut trotzen; führende Analysten gehen davon aus, dass dies so bleibt.

Die Äpfel aus ihrem Garten schmecken hervorragend, aber das war es auch schon mit dem Süße-Oma-Image. Die 80-jährige Beate Sander spekuliert seit dem Telekom-Börsengang mit Aktien - und das sehr erfolgreich: Die pensionierte Realschullehrerin kann sich Millionärin nennen. Trotzdem lebt sie in einer Drei-Zimmer-Wohnung und kauft altes Brot im Supermarkt. Im "Reden wir über Geld" am Freitag erklärt Sander, warum sie ihre Dividenden stets an der Börse wieder anlegt, wie sie als 13 Jahre altes Mädchen aus der DDR flüchtete und beinahe zum Tischtennisprofi wurde.

Was noch? Am Freitag jährt sich zum 144. Mal der Geburtstag des britischen Staatsmanns Sir Winston Churchill. Von ihm, dem Politiker, der auch begnadeter Autor war und 1953 den Nobelpreis für Literatur erhielt, stammt der Satz: "Wenn Europa einmal einträchtig sein gemeinsames Erbe verwalten würde, dann könnten seine drei- oder vierhundert Millionen Einwohner ein Glück, einen Wohlstand und einen Ruhm ohne Grenzen genießen." Wahre Worte eines großen Briten, der - anders als die Mehrheit der Brexit-Wähler - an die Zukunft Europas glaubte.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: