Was Fußball-Klubs verdienen:1:0 vor dem Anpfiff

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Bundesliga-Vereine bekommen höhere Einnahmen aus Medienrechten - doch im Vergleich zu europäischen Klubs bleiben sie arm.

Helga Einecke

Die Euphorie der Weltmeisterschaft zeigt Nachwirkungen. Vor dem Anpfiff der Bundesliga an diesem Freitag sind die Manager der Fußballklubs überaus optimistisch, wenn man einer Umfrage der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young Glauben schenkt. Drei von vier Managern beurteilen ihre wirtschaftliche Lage positiv, vor allem wegen steigender Einnahmen aus den Fernsehübertragungen. Außerdem erwarten sie mehr Zuschauer in den Stadien oder am Pay-TV und mehr Sponsorengelder.

Über die Hälfte der Klubs gibt an, Gewinn zu erzielen. Zwei Drittel rechnen mit einer künftig besseren wirtschaftlichen Lage. Ihren Optimismus stützen sie auf höhere Einnahmen aus den Rechten an Fernsehübertragungen, aus Werbung, aus dem Spielbetrieb und anderweitiger Vermarktung.

In Spielerkader investieren

Die steigenden Einnahmen wollen die Fußballmanager in ihre Spielerkader investieren, und zwar in Personalkosten, Transfers und Nachwuchsförderung. Die Nachwirkungen der Weltmeisterschaft sollen sich nicht nur in barer Münze, mehr Zuschauern und Sponsoren, sondern auch in einem besseren Image niederschlagen.

Der neue Medienvertrag der Bundesliga steigert die Einnahmen jährlich um 42 Prozent auf 430 Millionen Euro. Die Verteilung der Medieneinnahmen auf die einzelnen Klubs folgt einem komplizierten Schlüssel, der das sportliche Abschneiden der Vereine während dreier Jahre berücksichtigt. Beim gleichen Saisonverlauf wie im Vorjahr könnte der FC Bayern München 73 Prozent höhere Einnahmen erzielen, die Eintracht Frankfurt immerhin 35 Prozent.

Den Anschluss an die europäische Konkurrenz hat die Bundesliga mit der Vermarktung der Medienrechte aber noch nicht gefunden. So wird die britische F.A. Premier League in der kommenden Saison 710 Millionen Euro einnehmen und danach sogar eine Milliarde Euro. Die französische Ligue 1 erhält jeweils mindestens 600 Millionen Euro.

Unterschiede in Europa

Hinzu kommen erhebliche Unterschiede bei den Personalkosten innerhalb der europäischen Länder. Spanien und die Niederlande können Spitzenspieler aus dem Ausland mit festen niedrigen Steuersätzen zwischen 25 Prozent und 30 Prozent anlocken. Nur die Franzosen müssen erhebliche höhere Abgaben für ihre Fußballstars leisten.

Die Experten von Ernst & Young ziehen daraus den Schluss, dass die Spitzenklubs in England und Spanien wegen ihrer höheren Einnahmen und günstigeren Voraussetzungen bei der Entlohnung "für die besten Fußballer der Welt künftig noch attraktiver werden".

Für den Weltmeister Italien wollten sich die Wirtschaftsprüfer allerdings auf keine Prognosen einlassen. Trotz der relativen Stärke der europäischen Konkurrenz brauche sich die Bundesliga nicht zu verstecken, meinten die Prüfer. Ihre Klubs und ihre Stadien gehörten zu den gesündesten und besten der Welt.

Steuerliche Vergünstigungen für Spitzensportler offen

Im Übrigen könne sich das Blatt auf mittlere und längere Sicht wenden. Aktuell stelle sich die Frage, ob die Klubs national spannende Spiele anbieten oder ob sie international mithalten wollten. Als hilfreich für Letzteres stellten die Wirtschaftsprüfer eine intelligentere Gestaltung der Spielervergütung heraus. Offen für steuerliche Vergünstigungen für die Spitzensportler mit ihrem hohen Einkommen wollten sie sich dann aber doch nicht aussprechen.

Ernst & Young betreibt die Fußball-Studie nicht ohne Eigennutz. Die Prüfer und Berater sehen sich als Marktführer bei den deutschen Klubs, freilich ohne Namen zu nennen. Private Sponsoren wollen sie allerdings nicht zum Einstieg ermuntern. Das Geschäftsmodell sei doch mehr auf sportliche Leistung als auf Gewinnerzielung ausgerichtet, lautet die schlüssige Begründung.

© SZ vom 9.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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