Waldsterben:Hilfe für die Bäume

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Die Bundesregierung beziffert die geschädigte Waldfläche in Deutschland auf 180 000 Hektar. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Agrarministerin Klöckner kündigt rund 800 Millionen Euro an Nothilfen gegen Waldsterben an. Auch die Bundeswehr soll helfen. Nicht allen ist das genug.

Von Camilla Kohrs, Berlin

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat Nothilfen für Wälder angekündigt. Etwa 800 Millionen Euro sollen in den kommenden vier Jahren für den Schutz und die Aufforstung der Wälder zusätzlich zur Verfügung stehen. 547 Millionen will Klöckner aus dem Klimafonds des Bundes beantragen, den Rest sollen die Bundesländer kofinanzieren. Das Geld soll für die Umsetzung des Eckpunktepapiers "Deutschlands Wald im Klimawandel" angewandt werden, das Klöckner vor etwa 200 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Naturschutz auf dem Nationalen Waldgipfel vorstellte.

Klöckner, thematisch passend gekleidet in brauner Hose und grünen Blazer, spricht von einem Krisengipfel: "Unserem Wald geht es nicht gut, im Gegenteil." Der Klimawandel habe die Wälder deutlich schneller getroffen als erwartet, sagt Klöckner. Viele Wälder in Deutschland leiden unter der Dürre, auch Stürme, Brände und Schädlinge wie Borkenkäfer hinterlassen starke Schäden. Vor allem Fichten und Buchen seien schwer geschädigt. Laut Klöckner sind wir auf stabile Wälder angewiesen, die sowohl als CO2-Senken als auch als Produzent von Holz dienen.

"Der Wald stirbt in einigen Teilen", sagt Klöckner und beziffert die geschädigte Fläche auf 180 000 Hektar. Damit ist der Schaden größer als gedacht, noch im April war das Ministerium von 110 000 Hektar ausgegangen. Diese Fläche soll wieder aufgeforstet werden, sagt die Agrarministerin. Wichtig sei auch, schnell das Schadholz zu entfernen, etwa das von Borkenkäfer befallen ist. Dafür habe Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) den Bundesländern Unterstützung der Bundeswehr angeboten, sagte Klöckner.

Seit Dienstag sind bereits 60 Soldaten in Teilen des Harzes unterwegs, die in kommunalen Waldgebieten die von Borkenkäfer betroffenen Bäume markieren und fällen sollen. Ausgenommen ist der Naturschutzpark: Hier soll die Natur Natur sein. Der Borkenkäfer kann sich hier ungehindert verbreiten - eine Maßnahme, die bei vielen Naturschützern gelobt wird, bei Tourismusbetreibenden und vielen Einheimischen aber sehr kritisch gesehen wird. Klöckner sagte, dass es nicht darum gehe, den Wald leerzufegen. "Einen Wald zu bewirtschaften ist nichts Unanständiges."

In dem Eckpunktepapier ist zudem vorgesehen, Eigentümer von kleinen Privatwäldern zu fördern, mehr Waldfachkräfte auszubilden und Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft klimafreundlich zu verwenden. Zudem soll die Forschung zu klimastabilen und resilienten Wäldern ausgebaut werden.

Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, sprach sich bereits im Vorfeld dafür aus, Nothilfen und Sofortprogramme an ökologische Umbauten zu koppeln. Von einem "Waldsterben" wollte Jessel auf dem Waldgipfel aber nicht sprechen: "Unsere Wälder werden nicht sterben, aber es werden andere Wälder entstehen. Man kann von einer Waldkrise sprechen. Und eine Krise kann auch eine Chance sein."

Einigen geht das Programm nicht weit genug. Der BUND sprach sich nicht nur für die Wiederbewaldung aus, sondern ist auch für einen Waldumbau und forderte in einer Pressemitteilung Steuergelder nur "für den Aufbau naturnaher Laubmischwälder mit heimischen Baumarten" ausgegeben zu dürfen. Klöckner hatte nicht ausgeschlossen, auch fremde, klimastabile Arten zu prüfen. Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats, Georg Schirmbeck, nannte die 547 Millionen Euro des Bundes einen wesentlichen ersten Schritt. Für die Zukunft werde aber deutlich mehr Geld gebraucht. Die Forstwirtschaft hatte für einen umfassenden "Pakt für den Wald" rund zwei Milliarden Euro gefordert.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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