Währungsfonds:IWF will Hilfe für Bürger und Firmen

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Der Internationale Währungsfonds want vor einer Wirtschaftskrise wegen des Coronavirus.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Nach der Pandemie werden die globalen Unterschiede im Lebensstandard größer sein, fürchtet IWF-Chefökonomin Gita Gopinath. (Foto: Olivier Douliery/AFP)

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Staatengemeinschaft aufgefordert, Bürger und Firmen durch gezielte Finanzhilfen vor den ökonomischen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus zu schützen. Es müsse verhindert werden, dass die jetzigen Turbulenzen in eine Dauerkrise aus Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit mündeten, erklärte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath. Denkbar seien etwa Steuer- und Abgabensenkungen, Liquiditätshilfen für Betriebe, Lohnzuschüsse für Arbeitnehmer und staatliche Kreditbürgschaften. Hinzu kommen könnten eine Aufstockung des Arbeitslosengelds sowie höhere Staatsinvestitionen, um Nachfragerückgänge an anderer Stelle abzufedern.

Gopinath betonte, es sei richtig, dass viele Regierungen erst einmal versuchten, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und die Gesundheit der Bürger zu schützen. Sie warnte jedoch davor, die ökonomischen Folgen der Krise zu unterschätzen. Manche Konjunkturindikatoren zeigten bereits schlechtere Werte an als während der Weltfinanzkrise 2008 oder nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Das Problem sei, dass die Wirtschaft derzeit von gleich drei Seiten unter Druck stehe. So müssten Firmen die Produktion drosseln, weil etwa Mitarbeiter in Quarantäne seien oder Bauteile fehlten. Zudem verzichteten viele Bürger aus Angst vor Arbeitslosigkeit oder Ansteckung auf Einkäufe und schwächten damit die Nachfrage. Hinzu kommt jedoch laut IWF, dass sich immer mehr Finanzinstitute bei der Kreditvergabe zurückhielten, weil sie Sorge hätten, dass Bürger und Betriebe das Geld aufgrund des verschärften wirtschaftlichen Drucks nicht zurückzahlen könnten. Geringere - oder teurere - Ausleihungen verstärkten jedoch den Abschwung oder stürzten weitere Firmen in Probleme, die auf unverändert niedrige Zinsen gesetzt hätten.

Hier seien auch die Zentralbanken gefragt. Sie sollten aus Sicht des IWF nicht nur die Leitzinsen senken, um die Konjunktur zu stützen, sondern zudem dafür sorgen, dass Banken über genügend Finanzmittel verfügen, die sie wiederum an kleine und mittlere Betriebe verleihen können. Zudem müssten die großen Industriestaaten - aus humanitären Gründen, aber auch aus Eigeninteresse - ärmeren Ländern bei der Bekämpfung des Coronavirus helfen. Der IWF sei bereit, diese Bemühungen mit bis zu 50 Milliarden Dollar zu unterstützen.

© SZ vom 10.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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