Währung:Venezuela kassiert den Hunderter

Der größte Schein des südamerikanischen Landes wird wertlos. Die Regierung liefert eine etwas obskure Begründung: Sie will Geldschmuggel unterbinden - hinter dem die USA steckten.

Von Stephan Radomsky, München

Die venezolanische Regierung zieht den Geldschein im Wert von 100 Bolívares aus dem Verkehr. Der Schritt sei eine Verteidigungsmaßnahme im Wirtschaftskrieg gegen das südamerikanische Land, sagte Präsident Nicolás Maduro. Die Begründung: Vor allem aus Kolumbien, aber auch aus Deutschland, Tschechien und der Ukraine sei in den vergangenen Jahren Bargeld aus Venezuela abgezogen worden, um der Wirtschaft des sozialistischen Landes zu schaden. Dahinter stecke das US-Finanzministerium.

Die Regierung glaubt also, dass hohe Summen in bar außer Landes geschmuggelt werden. Nur: Auf dem Schwarzmarkt werden der Seite Dolar Today zufolge derzeit für einen Dollar etwa 4200 Bolívares gezahlt - das macht einen Packen von 42 Scheinen à 100 Bolívares für nur einen Dollar. Wer also wirklich große Summen schmuggeln wollte, bräuchte dafür schon Lastwagen. Hinzu kommt, dass Geld derzeit nirgendwo schneller an Wert verliert als in Venezuela. Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge dürfte die Inflationsrate 2017 auf 1700 Prozent steigen. Wohl auch aus diesem Grund hatte Maduro vor wenigen Tagen angekündigt, dass größere Bolívar-Geldscheine eingeführt werden, und zwar im Wert von 500, 1000, 2000, 5000, 10 000 und 20 000 Bolívares. Ob das immer noch gilt und wie das dann mit dem Schmuggel-Argument zusammenpasst, blieb in der neuesten Ankündigung des Präsidenten offen.

Die neuen Noten könnten praktische Probleme lösen helfen - zumindest vorübergehend. Weil bei Zahlungen per Kreditkarte der viel schlechtere offizielle Kurs von etwa 700 Bolívares je Dollar berechnet wird, begleichen Gäste in Hotels zum Beispiel ihre Rechnungen bar, oft mit Tüten voller Geldscheine.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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