Wacker Chemie:Sorge um den freien Handel

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Einfuhrzölle der Chinesen haben dem Spezialchemie-Hersteller das Geschäft erschwert. Der Chef sieht dennoch "Aufwärtspotenzial".

Von Elisabeth Dostert, München

"Das kann länger dauern, das kann schneller gehen." So lautete am Dienstagvormittag die Antwort von Rudolf Staudigl auf die Frage, wann der Konzern seine Beteiligung am Halbleiter-Hersteller Siltronic abbauen wolle. Nun geht es ganz schnell. Nach Börsenschluss gab Wacker bekannt, dass das Verfahren schon begonnen habe, Preisfestsetzung und Zuteilung an diesem Mittwoch erfolgen. Wacker halte mittlerweile knapp 52 Prozent an Siltronic. Nach Abschluss der Transaktion werde Wacker mit mehr als 30 Prozent ein "wesentlicher Aktionär" bleiben. Das Marktumfeld für die Trennung ist günstig. Der Aktienkurs von Siltronic ist gestiegen. "Ein richtig gutes Jahr hat Siltronic vor sich", hatte Staudigl am Vormittag gesagt.

In den nächsten Jahren will Wacker die Früchte hoher Investitionen ernten. In den vergangenen 15 Jahren seien rund acht Milliarden Euro in die Internationalisierung geflossen. Die "Erntezeit" soll bis mindestens 2020 dauern. 2017 werde der Umsatz voraussichtlich um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigen, das operative Ergebnis vor Abschreibungen bereinigt um Sondererträge auf dem Vorjahresniveau liegen - mit "Aufwärtspotenzial". 2016 legten die Erlöse von Wacker um zwei Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zu. Das Jahresergebnis brach - auch infolge hoher Abschreibungen nach Anlaufen des neuen US-Werkes - um gut ein Fünftel auf 189 Millionen Euro ein. Nur um den freien Handel sorgt sich Staudigl. "Protektionismus und Handelsbarrieren sind wieder hoffähig", sagte er. Eingriffe in den freien Handel seien "immer schädlich". Besonders gut gefällt Staudigl eine Äußerung von Chinas Präsident Xi. Sie lautet: Protektionismus bedeutet, sich in einen dunklen Raum einzuschließen. Sturm und Regen kommen nicht hinein. Sonnenlicht und Luft aber auch nicht. Staudigl gefällt nur das Bild, nicht die chinesische Handelspolitik. Unter der hat Wacker wegen der Importzölle auf Polysilicium selbst zu leiden.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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