Volkswagen-Konzern:Und wieder ein Abgang

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Bernhard Maier führte Skoda fünf Jahre lang - durchaus erfolgreich. Dennoch muss der Manager die tschechische Konzerntochter nun verlassen. Ausgerechnet seine Leistung könnte ihm zum Verhängnis geworden sein.

Von Max Hägler, München

Abermals gibt es im Volkswagen-Konzern einen überraschenden Personalwechsel auf höchster Ebene. Am Donnerstagnachmittag erklärte der tschechische Autobauer Škoda, dass der angeblich Ende des Monats auslaufende Vertrag des bisherigen Chefs Bernhard Maier nicht verlängert werde. Damit setzt Konzernchef Herbert Diess seinen Management-Umbau fort.

Der aus Württemberg stammende Maier war im Herbst des Jahres 2015 nach Mladá Boleslav berufen worden, nachdem der Dieselskandal offenbar geworden war. Zuvor war er im Porsche-Vorstand zuständig für Marketing und Vertrieb. Die VW-Konzernzentrale in Wolfsburg bezeichnete den Manager bei dem Wechsel als "Vollblut-Automann". Nach Ansicht vieler Beobachter gibt es an Maiers Arbeit wenig auszusetzen: Unter ihm brachte Škoda neue Modelle wie die SUVs Kamiq und Kodiaq heraus. Ein sehr großer Arbeitskampf vor zwei Jahren konnte er beilegen, vielleicht auch dank einer 30 Millionen Euro schweren Stiftung, die Maier mit ins Leben rief und die gesellschaftliche Projekte am Werk fördern soll. Und vor allem stiegen die Absatzzahlen in seiner Amtszeit; mehr als 1,2 Millionen Autos verkaufte Škoda im vergangenen Jahr bei einer weit besseren Gewinnspanne als die Marke VW.

Wegen dieses Erfolges wurde Maier auch immer wieder für andere Positionen im VW-Konzern gehandelt, etwa als Audi-Chef. VW-Konzernchef Herbert Diess dankte ihm am Donnerstag tatsächlich sehr freundlichen Worten: Maier habe "einen außerordentlichen Beitrag geleistet".

Paradoxerweise dürfte mit diesem Erfolg auch der Abgang des 60-Jährigen zusammenhängen: Viele Škoda-Modelle ähneln VW-Wagen, aber sind deutlich günstiger - was zu einer gewissen "Kannibalisierung" führt und zu einer andauernden Debatte um die richtige Positionierung der Marke. Der 60-Jährige sei jedenfalls nicht amtsmüde gewesen, heißt es im VW-Konzern. Wer ihm nachfolgt, soll in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden.

Zu Beginn der Woche hatte der VW-Konzern bereits zwei Abgänge gemeldet: So verlassen Andreas Renschler - Chef der VW-Truck-Holding namens Traton - und auch MAN-Chef Joachim Drees den Konzern. Auch diese Manager sind geprägt von großem Selbstbewusstsein, was Konzernchef Diess nicht immer gefiel, der mehr Zusammenarbeit fordert.

© SZ vom 10.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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