Volkswagen:Irritation um Kurzarbeit

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Rätselraten in Wolfsburg: Einerseits soll die Abwrackprämie die Nachfrage nach VW-Kleinwagen ankurbeln, andererseits hat das Unternehmen Kurzarbeit beantragt. Die Bundesagentur für Arbeit ist alarmiert.

Eigentlich könnte die Konzernführung von Volkswagen zufrieden sein: Wegen der Abwrackprämie soll das Unternehmen mit Verkäufen auf Rekordniveau rechnen. 120.000 unterschriebene Kaufverträge erwarte Volkswagen, berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung. 80 Prozent der Kunden, die sich vor allem für die Modelle Golf, Polo und Fox interessierten, seien durch die staatliche Absatzhilfe angelockt worden.

Neuwagen in der VW-Autostadt in Wolfsburg. (Foto: Foto: ddp)

Ein ganz anderes Bild bekommen Beobachter, die in diesen Tagen durch die VW-Werke gehen. Dort stehen nämlich wegen Kurzarbeit die Bänder in dieser Woche still. Davon sind in den deutschen Werken rund 61.000 Beschäftigte betroffen.

Euphorie auf der einen Seite, Kurzarbeit auf der anderen, darüber wundert sich offenbar auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) - und kontrolliert den Autohersteller. Die BA habe von Volkswagen "ergänzende Informationen" angefordert, sagte ein Sprecher der Regionaldirektion. Dies sei aber nicht ungewöhnlich. Anlass seien eben jene Medienberichte gewesen, die von einer starken Nachfrage nach Kleinwagen-Modellen sprachen.

VW: "Alles ordnungsgemäß"

Falls die Kurzarbeit bei VW aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit nicht rechtmäßig wäre, würde die BA kein Kurzarbeitergeld bezahlen. VW hatte die Kurzarbeit im Januar angekündigt, vor dem Ansturm auf die Abwrackprämie.

Unternehmen müssen geplante Kurzarbeit mit Zustimmung ihres Betriebsrats bei der Bundesagentur für Arbeit anmelden. Die Bundesagentur zahlt für die ausgefallene Zeit einen gewissen Prozentsatz des wegfallenden Netto-Entgelts - 60 Prozent bei Kinderlosen, 67 Prozent bei Eltern.

Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte: "Aus unserer Sicht ist alles ordnungsgemäß gelaufen. Wir sind mit der Agentur für Arbeit in der einvernehmlichen Klärung." Zu den Spekulationen über die erhöhte Nachfrage wollte der Konzern keinen Kommentar abgeben.

Früheren Aussagen zufolge rechnet VW für das laufende Jahr angesichts trüber Branchenaussichten mit einem konzernweiten Absatzeinbruch um zehn Prozent. Im vergangenen Jahr hatte der VW-Konzern gegen den Branchentrend noch einen Absatzrekord erzielt.

© sueddeutsche.de/dpa/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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