Versicherungsmakler:Alarm! Von allen

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Sie sind besorgt über Autos mit Aufzeichnungssystemen, die den Fahrstil analysieren, und Armbänder, die Körperdaten an Versicherer funken. Genauso wie die Verbraucherschützer - eine neue Allianz.

Von Herbert Fromme, Hamburg

Versicherungsmakler sind eigentlich unverdächtig, allzu viele Sympathien für Verbraucherschützer zu haben. Das ändert sich gerade - aus wichtigem Anlass. "Wir schlagen Alarm", sagt Peter Wesselhoeft, Präsident des Verbands Deutscher Versicherungsmakler (VDVM) und Chef der Maklerfirma Gossler, Gobert und Wolters. Die Makler sind besorgt über Autos mit Aufzeichnungssystemen, die den Fahrstil analysieren, und Armbänder, die Körperdaten an Versicherer funken. "Mit Big Data droht gerade denen, die eine bezahlbare Absicherung am dringendsten nötig haben, das Aussieben aus dem Kollektiv", beklagt Wesselhoeft. Denn wenn die "guten Risiken" mit niedrigeren Preisen belohnt werden, müssen die "schlechten Risiken" bestraft werden. "Das sehen auch Verbraucherschützer kritisch", sagt er und zitiert Klaus Müller, den Leiter des Bundesverbands der Verbraucherzentralen.

Nun sind sich beide Parteien spinnefeind, wenn es um Fragen wie das Verbot von Provisionen in der Lebensversicherung geht. Dass sich die Makler jetzt so an die Verbraucherschützer anschmiegen, hat gute Gründe. Wenn Kunden direkt digital mit ihrem Versicherer kommunizieren, brauchen sie keine Beratung durch einen Makler mehr. Die Digitalisierung setzt die Firmen im VDVM erheblich unter Druck.

Den Forderungen der Verbraucherschützer nach einem gesetzlichen Verbot von umfassenden Datenerhebungen will sich der VDVM allerdings nicht anschließen. "Wir sind kein Freund gesetzlicher Regeln in diesen Fragen", sagt Wesselhoeft. Stattdessen appellieren die Vermittler an die Versicherungskonzerne, sie sollten die "Entsolidarisierung der Versichertengemeinschaft" durch Selbstverpflichtung verhindern.

Dabei weiß Wesselhoeft, dass dies ein frommer Wunsch ist. Was technisch möglich ist, wird ein Versicherer auch irgendwann machen, um im heftigen Konkurrenzkampf einen Vorteil zu erzielen. Internationale Großmakler wie Marsh, Aon oder Willis betreiben Datensammlung und Analyse schon selbst im großen Stil.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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