Vernetzungs-Labor:Microsofts neue Liebe zu München

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Der Konzern eröffnet wie IBM ein Zentrum für Vernetzung und künstliche Intelligenz. Das soll mit kostenloser Hilfe die Einstiegshürde auch für kleine und mittlere Firmen senken. Ganz selbstlos ist das Vorhaben aber natürlich auch nicht.

Von Helmut Martin-Jung, München

Der Industriestandort Deutschland übt auf IT-Konzerne eine große Anziehungskraft aus. Nach IBM wird nun auch der Software-Konzern Microsoft in München ein Zentrum für die Entwicklung von Projekten zum Internet der Dinge (IoT) und zu künstlicher Intelligenz (AI) aufbauen. Es ist erst das dritte solche Zentrum des Konzerns nach den USA und China. Beim Internet der Dinge geht es um die Vernetzung zum Beispiel von Sensoren; mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich aus großen Datenmengen Erkenntnisse gewinnen. Das IoT & AI Insider Lab, wie Microsoft es nennt, soll Projekte "von der Ideenfindung über die Prototypenentwicklung bis hin zur Markteinführung" fördern, sagt Sabine Bendiek, die Geschäftsführerin von Microsoft Deutschland.

Soft- und Hardware sollen den Kunden dabei kostenfrei zur Verfügung stehen, unter anderem gibt es auch einen Raum mit Geräten zum Fräsen, zum automatisierten Einräumen von Regalen, zum 3D-Drucken sowie zur Mikroproduktion mit einem Nano-Drucker. Zu den ersten Partnern des Zentrums gehört der US-Netzwerkausrüster Cisco, dessen Deutschland-Zentrale ebenfalls in München beheimatet ist.

Ein ganz ähnliches Projekt hat bereits IBM gestartet. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Konkurrent Microsoft, direkt an der Autobahn 9 im Münchner Norden, hat IBM sein bisher einziges weltweites Forschungszentrum zum Internet der Dinge angesiedelt. Auch hier können Firmen zusammen mit IBM-Experten an IoT-Projekten tüfteln. Ganze Arbeitsgruppen, etwa ausgelagerte Start-up-Einheiten von Firmen, können dabei auch für längere Zeit in die Bürotürme einziehen.

Das Ziel beider Unternehmen ist es, auf lange Sicht Kunden für ihre Dienstleistungen zu gewinnen. IBM hat Milliarden Dollar in seine AI-Software Watson investiert. Sie kann unter anderem aus den Massen an Daten Informationen gewinnen. Microsoft zählt neben dem Amazon-Konzern zu den größten Anbietern von IT-Services aus seinen Rechenzentren. Der seit 2014 amtierende Chef Satya Nadella treibt seine Firma weiter auf diesem Weg.

Mit dem Entwicklungslabor will Microsoft die Einstiegshürden für kleinere und mittlere Unternehmen senken, die solche zukunftsgerichteten Projekte alleine kaum bewältigen können. Für die Standortwahl sei "die starke lokale Wirtschaft entscheidend" gewesen, so Microsoft, in der näheren Umgebung seien viele große Unternehmen zu Hause, hier würden auch viele Start-ups gegründet. Außer in der Deutschland-Zentrale im Stadtteil Schwabing sollen Entwicklerteams auch Büros im Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt beziehen.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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