Vermögensverwalter und Immobilienunternehmer:Kölner Gericht lässt sechs Anklagen gegen Josef Esch zu

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Josef Esch vor einem Gerichtstermin in Köln im Jahr 2013 (Foto: REUTERS)

Der ehemalige Vermögensverwalter von Madeleine Schickedanz und Thomas Middelhoff muss erneut vor Gericht. Es geht um Untreue - und einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe.

Von Uwe Ritzer

In seinen besten Zeiten war Josef Esch, 59, der Vertraute und Vermögensverwalter vieler Geldadeliger in Deutschland. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz oder der Manager Thomas Middelhoff vertrauten ihm. Esch ist ein Mann mit einer imposanten Karriere vom Maurerlehrling im elterlichen Betrieb zum erfolgreichen Immobilienunternehmer, der - als Steuersparmodelle für Superreiche - einen geschlossenen Fonds nach dem anderen auflegte, zusammen mit der einstmals renommiertesten und ältesten Privatbank Deutschlands Sal. Oppenheim.

Nun muss sich Josef Esch demnächst einmal mehr vor Gericht verantworten. Das Oberlandesgericht Köln hat nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und WDR insgesamt gleich sechs Anklagen der örtlichen Staatsanwaltschaft gegen den Troisdorfer Immobilienunternehmer und zwei Ex-Vorstände von Deutschlands größter Sparkasse Köln-Bonn zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet.

Es geht um Untreue und Beihilfe dazu. Die Vorwürfe stehen im Zusammenhang mit dem Bau von Europas größtem Studio- und Fernsehgelände, dem "Coloneum". Der Köln-Bonner Sparkasse soll daraus ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden sein.

Angeblich zahlte eine Esch-Firma 9,9 Millionen Euro für den Bauauftrag

Die Staatsanwaltschaft hatte das OLG angerufen, nachdem das Landgericht Köln vor gut anderthalb Jahren eine Reihe von Anklagen gegen Esch, den früheren Sparkassen-Chef Gustav Adolf Schröder und dessen Ex-Vorstandskollegen Franz-Josef Schäfer so zunächst nicht zugelassen hatte. Die Staatsanwaltschaft legte dagegen Beschwerde ein. Nun muss doch verhandelt werden. So steht es im 166 Seiten umfassenden OLG-Beschluss. Es ist ein Mammutverfahren mit einem Aktenvolumen von mehr als 20 000 Seiten.

Nach Recherchen von SZ und WDR soll die Sparkasse 1997 eine Kooperation mit der Privatbank Sal. Oppenheim und deren engen Geschäftspartner Josef Esch abgeschlossen haben. Demnach sollte sie gegen Provision gewerbliche Immobilienprojekte in Köln an Oppenheim-Esch vermitteln. Oppenheim-Esch wiederum erhielten auf Betreiben der Sparkasse den Zuschlag für den Bau der Kölner Messehallen im Jahr 2003. Ohne vorherige europaweite Ausschreibung, was der Europäische Gerichtshof später monierte. Einer Vereinbarung zufolge, die SZ und WDR vorliegt, zahlte angeblich eine Esch-Firma 9,9 Millionen Euro an die Sparkasse, die dafür sorgen sollte, dass der Bauauftrag an Esch ging. Die Staatsanwaltschaft bewertet diese Provision als Bestechung, was die Beteiligten immer vehement bestritten.

Bislang wiesen die Beschuldigten alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft kategorisch zurück. Auf erneute Nachfrage äußerte sich Schröders Anwalt nicht. Eine Anfrage an Esch ließ dieser während der eingeräumten Fristen unbeantwortet. Im Sommer 2015 war er in Zusammenhang mit anderen Oppenheim-Esch-Immobiliengeschäften zu einer Geldstrafe von 495 000 Euro verurteilt worden, während mitangeklagte Ex-Banker von Sal. Oppenheim zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden, in drei Fällen auf Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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