Verlierer im Dax:SAP enttäuscht Börse

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Der Ausbau des Cloud-Geschäfts kostet den SAP-Konzern viel Geld. Im Bild das Gästehaus am Stammsitz Walldorf. (Foto: Uwe Anspach/PA/dpa)

Wegen des Umbaus fährt der Software-Hersteller im Quartal weniger Gewinn ein, die Aktie verliert deutlich.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Das wird den neuen Aktionär Paul Singer nicht begeistern: Im April war der Milliardär mit seinem Hedgefonds Elliott beim deutschen Software-Hersteller SAP eingestiegen. Nun vermeldete der Konzern am Donnerstag schwächere Gewinne als erwartet, was den Aktienkurs zwischenzeitlich um zehn Prozent einbrechen ließ. Das ärgerte auch nicht ganz so große Anleger, denn das wertvollste börsennotierte Unternehmen Deutschlands zog den Leitindex Dax mit nach unten.

Aber vielleicht nützen Singer und andere Investoren das Kurstief von SAP sogar zum Nachkauf - in der Hoffnung, dass Europas größter Software-Hersteller langfristig auf dem richtigen Weg ist. Letzteres beteuert zumindest SAP-Chef Bill McDermott. Er begründete den geschmälerten Gewinn im zweiten Quartal vor allem mit unerwartet hohen Ausgaben für das laufende Abfindungsprogramm sowie mit den internationalen Handelsstreitigkeiten. Unter dem Strich ging das Ergebnis um 19 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück.

Der Umsatz kletterte dagegen um elf Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. McDermott hält trotz der aktuellen Probleme an seiner optimistischen Vorhersage für 2019 fest: "Wir bekräftigen entschlossen unseren Ausblick für das Gesamtjahr." Er sei zufrieden mit den Fortschritten und bleibe seinem Ziel einer operativen Renditesteigerung bis 2023 um einen Prozentpunkt pro Jahr auf 34 Prozent "absolut verpflichtet". Allerdings wird es 2019 mit dem einen Prozentpunkt nicht klappen, räumt Finanzvorstand Luka Mucic ein. Dafür sei aber 2020 ein "sehr, sehr bedeutender Schritt vorwärts" zu erwarten, kündigt Mucic an.

Im Laufe des Tages erholte sich der SAP-Kurs wieder, mittags notierte sie noch fünf Prozent im Minus. Damit war sie aber immer noch größter Verlierer im Dax. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das ein Einbruch von einem sehr hohem Niveau ist. Denn die Aktie hatte seit Jahresbeginn einen enormen Höhenflug hingelegt. Anfang 2019 war der Kurs noch bei 87 Euro gelegen - und bis Mittwoch um mehr als ein Drittel auf das Allzeit-Hoch von 124 geklettert.

McDermott baut SAP derzeit um, vom reinen Verkäufer von Software-Lizenzen zum Anbieter von Abos über das Internet. Dieses sogenannte "Cloud"-Geschäft wächst zusehends - alleine im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 40 Prozent. Der Umbau kostet allerdings auch: Zunächst wurden für etwa zehn Milliarden Euro die Unternehmen Callidus und Qualtrics gekauft. Zudem sollen etwa 4400 Mitarbeiter mit Abfindungen die Firma verlassen oder in andere Abteilungen wechseln. Nun interessieren sich für die Abfindungen mehr Mitarbeiter als gedacht, deshalb muss SAP etwa 200 Millionen Euro zusätzlich in die Hand nehmen.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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