Verkehr:Deutschlandticket-Finanzierung: Verkehrsverbund skeptisch

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Bund und Länder haben sich über offene Finanzierungsfragen geeinigt und damit den Weg für das 49-Euro-Monatsticket freigemacht. Thüringer Verkehrsunternehmen sehen darin dennoch keinen Einstieg in eine Verkehrswende.

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Erfurt (dpa/th) - Thüringer Verkehrsunternehmen sehen auch nach dem Bund-Länder-Kompromiss zum digitalen, bundesweit gültigen Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro noch viele offene Fragen. Die dafür vereinbarten Mittel reichten zur Finanzierung nicht aus, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelthüringen (VMT), Christoph Heuing, der Deutschen Presse-Agentur. Bund und Länder wollen für das neue Ticket jeweils 1,5 Milliarden Euro bereitstellen. „Die Rechnung wird nicht aufgehen.“

Die veranschlagten drei Milliarden Euro seien nur eine Schätzung, sagte Heuing. Es spreche vieles dafür, dass das Ticket nach dem Einführungspreis teurer werde. Ähnlich äußerte sich der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen. Der Preis werde sich mit der Zeit zwangsweise erhöhen, sagte Verbandsgeschäftsführer Tilman Wagenknecht.

Noch nicht eingepreist seien zudem die Kosten für die Umstellung der Vertriebstechnik, erläuterte Heuing. „Die Verkehrsunternehmen dürfen nicht mit einem wirtschaftlichen Schaden aus der Sache herausgehen.“ Das finanzielle Risiko für das neue Deutschlandticket könnten nicht die Städte und Landkreise als Eigentümer der Verkehrsbetriebe tragen.

Das geplante Deutschlandticket mit einem Preis von monatlich 49 Euro im Nah- und Regionalverkehr ist das Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket, mit dem im Juni, Juli und August jeweils für einen Monat bundesweit Fahrten in Bussen und Bahnen möglich waren. Die Länder hatten ihre Zustimmung zu dem neuen Ticket von der Erhöhung der Regionalisierungsmittel abhängig gemacht, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen.

Der Bund hatte daraufhin eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel von rund einer Milliarde Euro pro Jahr zugesagt. Von 2023 an sollen die Regionalisierungsmittel jährlich um drei Prozent erhöht werden. Bisher waren es 1,8 Prozent. Länder und Verbünde hatten in den vergangenen Monaten auf zusätzliche 1,5 Milliarden Euro jährlich gepocht, damit sie nicht nur ein günstiges Nahverkehrsticket anbieten, sondern vor allem auch Infrastruktur und Angebot verbessern können.

„Eine Milliarde Euro pro Jahr ist nicht der Einstieg in die Verkehrswende“, kritisierte Heuing. Damit werde es keinen großflächigen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs geben. Es sei fraglich, ob damit der Status quo aufrechterhalten werden könne. Auch werde das Deutschlandticket für Menschen im ländlichen Raum keine großen Verbesserungen bringen. Die Verkehrspolitikerin der Grünen-Landtagsfraktion, Laura Wahl, sieht hingegen in der Einführung des neuen Tickets und der Erhöhung der Regionalisierungsmittel einen „Meilenstein für eine echte Mobilitätswende“.

Dem Verbund Mittelthüringen gehören 15 Verkehrsunternehmen an. Er umfasst die Städte Erfurt, Weimar, Jena und Gera sowie die Kreise Gotha, Weimarer Land, Saale-Holzland, Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla.

© dpa-infocom, dpa:221104-99-380763/2

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