Verdacht auf Schwarzarbeit:Es wird heiß für den König der Kachelöfen

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Karl-Heinz Kago, einer der größten deutschen Kaminbauer, hat wieder Ärger mit der Justiz. Es geht um Schwarzarbeit im großen Stil.

Uwe Ritzer

Just an dem Tag, an dem "der deutsche Kachelofen-König" ( Bunte) Karl-Heinz Kago, 66, vor Gericht um seine Freiheit zitterte, besuchte seine Gattin ihren alten Freund Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast. Die Augen des französischen Präsidenten hätten geleuchtet, als sie ihm einen Nürnberger Räucher-Nikolaus überreicht habe, beschrieb im Anschluss eine verzückte Lucie Kago.

Karl-Heinz Kago, der Inhaber und Gründer der Firma Kago, soll unter anderem in seinem Privatzoo osteuropäische Schwarzarbeiter beschäftigt haben. (Foto: Foto: Peter Roggenthin)

Das Vergnügen ihres Ehemannes hielt sich zur selben Zeit in engen Grenzen. 800 Kilometer östlich von Paris, in der Oberpfälzer Kleinstadt Neumarkt, kassierte Kago am Amtsgericht sein Urteil: ein Jahr und sechs Monate Haft wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und unerlaubtem Waffenbesitz, ausgesetzt auf vier Jahre zur Bewährung. Plus 100.000 Euro Buße, zahlbar an gemeinnützige Organisationen.

Den Geldverlust dürfte der exzentrische Millionär und Schlossbesitzer leicht verschmerzt haben. Die vor knapp einem Jahr verhängte Freiheitsstrafe könnte sich jedoch als verhängnisvoll für Karl-Heinz Kago erweisen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ein Ermittlungsverfahren gegen den Kachelofenbauer eingeleitet, der in seiner Branche zu den größten Deutschlands zählt.

Der Unternehmer steht im Verdacht, in seinem privaten Tierpark, seinem Wasserschloss und einem Werk seiner Firma Kago-Kamin-Kachelofen GmbH & Co Deutsche Wärmesysteme KG jahrelang Schwarzarbeiter aus Osteuropa beschäftigt zu haben.

Im Extremfall droht Gefängnisstrafe

Ein Justizsprecher bestätigte dies auf Anfrage. Er sagte, die Anschuldigungen beträfen Vorgänge im Jahr 2006. "Man schaut sich aber auch sehr genau an, was in den Jahren vorher und nachher war", sagte eine mit dem Fall befasste Person der SZ. Sollten sich die Vorwürfe gegen Kago bestätigen und etwaige Taten in den Bewährungszeitraum fallen, droht ihm schlimmstenfalls sogar Gefängnis.

Fahnder des Hauptzollamtes in Regensburg haben bei einer Voruntersuchung aus der Sicht der Staatsanwaltschaft genug belastendes Material gegen Kago zusammengetragen, das ein offizielles Ermittlungsverfahren rechtfertigt. Nach SZ-Informationen geht es vor allem um Litauer, die Kago angeheuert haben soll.

In Ermittlungsakten des Regensburger Hauptzollamtes tauchen mehr als ein Dutzend Namen von Beschäftigten aus diesem Land auf. Sie sollen in einem Holzwerk, einem Hotel und dem Privatzoo des Unternehmers gearbeitet haben.

Karl-Heinz Kago, der vor seiner Flucht aus der DDR 1968 Karl-Heinz Gonschorowski hieß, lebt in Postbauer-Heng, einer 7500-Einwohner-Gemeinde südöstlich von Nürnberg. Dort hält er sich unter anderem Minipferde, Schwäne, Pfaue, Esel, Papageien, sowie kenianische Kaiserfasane und Kronenkraniche. Im Zentrum des gut acht Hektar großen Grundstücks steht ein protziges, laut Bunte "mit Blattgold und Marmor verziertes" Wasserschloss im Loire-Stil. Kago hat es 2004 auf Wunsch seiner französischen Ehefrau Lucie bauen lassen.

Das Schloss des Ofenbauers Karl-Heinz Kago in Postbauer-Heng bei Neumarkt in der Oberpfalz. (Foto: Foto: Peter Roggenthin)

Zumindest einen Teil der osteuropäischen Arbeitskräfte soll er persönlich ausgesucht haben. Ein Zeuge schilderte den Regensburger Zollbeamten detailliert ein Treffen in der polnischen Grenzstadt Ketrzyn. Dorthin habe er für Kago eine Gruppe Landsleute bestellt, die sich in einem Hotel mit dem Unternehmer getroffen hätten. Kago habe persönlich sechs Litauer ausgesucht, die bei ihm arbeiten sollten. In Deutschland angekommen, sei von jedem der Pass kopiert worden. Zur Begründung habe es geheißen, das sei notwendig, weil alles über eine Schweizer Firma laufe.

Eine merkwürdige Erklärung. Allerdings firmierte der Unternehmer tatsächlich jahrelang als Präsident einer Kago S&C AG mit Sitz in der Schweiz, die erst in den vergangenen Monaten liquidiert wurde. Ebenfalls dort angesiedelt ist die Uni-Vertriebs AG, eine Vertriebsgesellschaft für Wohnzimmerkamine und Kachelöfen, derer sich Kago zumindest bedient.

Dessen Sprecher wollte die angebliche Arbeitskräfte-Akquise in Polen weder bestätigen noch dementieren. Sein Anwalt Jürgen Lubojanski sagte, man kenne die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft noch nicht im Detail und könne daher keine Stellungnahme abgeben.

Sein Mandant, der sich heute als "Senator h.c. Dr. h.c. UMB" ausgibt, ist einer der schillerndsten deutschen Unternehmer. Der Fabrikschornsteinmaurer floh 1968 aus der DDR in die Bundesrepublik. Hier gründete er sein Kachelofenunternehmen, dessen Namen er selbst annahm. Vor allem durch eine flächendeckende Werbung, bevorzugt in den Toiletten von Autobahnraststätten, wurde Kago bundesweit bekannt.

Rüde Abzockermethoden

Verbraucherschützer prangern seit langem aus ihrer Sicht rüde Abzockermethoden beim Vertrieb an. Der Firmengründer hat nach eigenen Angaben 2007 das operative Geschäft an seinen Adoptivsohn übergeben. Kago zählt 1.000 Beschäftigte. Zum Umsatz schweigt man sich aus. Immer wieder kam er in der Vergangenheit mit der Justiz in Konflikt, etwa wegen Titelmissbrauch, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung.

Der Besitz eines Arsenals illegaler und teils großkalibriger Waffen brachte ihm vor elf Monaten die Verurteilung ein. Unter anderem hatte man ein Maschinengewehr gefunden, von dem der Richter sagte, es sei ein bei Terroristen besonders beliebtes Modell.

© SZ vom 10.11.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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