Verbrauchervertrauen sackt drastisch ab:Pessimistische Amerikaner

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Katastrophale Aussichten: Die Stimmung der US-Verbraucher ist so schlecht wie seit 16 Jahren nicht mehr. Rasant steigende Preise verderben den Konsumenten die Stimmung.

Der entsprechende Index brach im Juni um 7,7 auf 50,4 Zähler ein, wie das Forschungsinstitut Conference Board am Dienstag mitteilte. Niedriger stand er zuletzt im Februar 1992. Steuergutschriften, mit denen der Konsum angekurbelt werden sollte, wurden dabei von der Teuerung bei Energie und Lebensmitteln wieder aufgezehrt.

Sieht aus wie bei Ikea in Ihrer Nachbarschaft? Stimmt - ist aber Ikea in New York. (Foto: Foto: AP)

Für die Zukunft zeigten sich die US-Verbraucher sogar so pessimistisch wie noch nie zuvor.

Die Inflationserwartung liegt weiterhin bei dem Rekord von 7,7 Prozent, der im Mai erreicht wurde. Das dürfte der US-Notenbank Fed Anlass zur Sorge geben. Die Währungshüter entscheiden am Mittwoch über den Leitzins für die weltgrößte Volkswirtschaft; weithin wird mit einem vorerst noch stabilen Zinssatz von zwei Prozent gerechnet.

Der Rekord bei den Inflationserwartungen sei ein Anzeichen dafür, dass die Unternehmen die höheren Rohstoffpreise an die Verbraucher weitergäben, sagte Analyst Tom Sowanick von Clearbrook Financial. Allerdings sei es für die Fed angesichts des schwachen Wachstums schwierig, die Zinsen zu erhöhen, sagte Dresdner-Kleinwort-Expertin Dana Saporta. Der Euro legte nach den Daten deutlich zu und stieg auf 1,5612 Dollar.

"Ein Warnsignal"

Sowohl ihre gegenwärtige Lage als auch die weitere Entwicklung schätzten die Konsumenten pessimistischer ein. Das Barometer der gegenwärtigen Lage fiel auf 64,5 von 74,2 Punkten, der Erwartungsindex sank auf ein Rekordtief von 41,0 nach 47,3 Zählern im Mai. Derzeit seien die Indikatoren zum Verbrauchervertrauen aber mit Vorsicht zu genießen, sagte Postbank-Volkswirt Heinrich Bayer. Trotz der schlechten Stimmung sei der Konsum zuletzt stabil geblieben, was auch an den Steuerschecks liegen könnte. "Der neuerliche Absturz des Verbrauchervertrauens ist aber ein Warnsignal, dass es sich hierbei um ein Strohfeuer handeln könnte und der private Verbrauch vor allem angesichts des Inflationsdrucks noch lange nicht über den Berg ist", sagte er.

Die Konsumausgaben machen etwa zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung aus. Die US-Wirtschaft hat Ende 2007 deutlich an Fahrt verloren. Viele Experten schließen ein Abgleiten in eine Rezession nicht aus.

Um die Konjunktur anzukurbeln, hatte die US-Regierung im Februar Steuerrückzahlungen beschlossen, die ersten Schecks wurden im April verschickt. Das hatte den Umsatz der Einzelhändler zuletzt überraschend stark beflügelt. Zugleich senkte die Fed ihren Leitzins seit September deutlich, um die Folgen der Kreditkrise abzufedern. Der darauffolgende Dollarverfall gilt als mitverantwortlich für die rasant steigenden Ölpreise, weil die Produzenten so den Vertverlust auffangen wollen.

© sueddeutsche.de/Reuters/mel/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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