Verbraucherpreise:Die Inflation ist zurück

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Die Lebenshaltungskosten steigen um mehr als zwei Prozent - so wollte es die Europäische Zentralbank. Sparer machen nun noch mehr Verlust. (Foto: Inga Kjer/dpa)

In Deutschland sind die Preise im Oktober um 2,5 Prozent gestiegen - so stark wie seit 2008 nicht mehr.

Von Markus Zydra, Berlin

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Oktober so stark gestiegen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate lag bei 2,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Eine höhere Teuerung gab es mit 2,8 Prozent zuletzt im September 2008; damals brach die globale Finanzkrise aus. "Angesichts der guten Konjunktur und der Immobilienmärkte kann man erwarten, dass der Trend weiter aufwärts geht", sagte Uwe Burkert, Chefökonom der Landesbank Baden-Württemberg. "Allmählich wird Inflation wieder ein echtes Thema." Der Preisauftrieb kommt aus dem Energiesektor. Leichtes Heizöl (plus 39,9 Prozent) und Kraftstoffe (plus 14,8 Prozent) verteuerten sich deutlich.

Im Zuge der Finanz- und Euro-Schuldenkrise waren die Preise in der Euro-Zone lange nicht gestiegen, zeitweise sogar gesunken. Man befürchtete damals eine Deflation - dauerhaft sinkende Preise -, die eine Wirtschaftskrise auslösen kann. Deshalb griff die Europäische Zentralbank ein. Sie senkte den Leitzins auf null Prozent und startete ein Anleihekaufprogramm, mit dem die Notenbank insgesamt 2,5 Billionen Euro in den Finanzmarkt pumpte. Die Währungshüter wollten mit ihren Maßnahmen die Inflationsrate wieder auf zwei Prozent treiben, ihrer Definition von Preisstabilität. Dieses Ziel hat die Notenbank inzwischen erreicht. Auch in der Euro-Zone lag die Teuerungsrate zuletzt oberhalb der Zwei-Prozent-Marke.

Für viele Sparer sind die steigenden Preise ein Ärgernis. Tages- und Festgeldkonten werfen viel zu niedrige Zinserträge ab, als dass sie die Inflationsrate ausgleichen könnten. Sparer machen also Verluste. Nach Berechnung der Bank Comdirect lag der Realzins - der tatsächliche Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - im dritten Quartal 2018 auf dem historischen Tiefstand von minus 1,92 Prozent.

Mutige Anleger konnten in den vergangenen Jahren an den Aktienmärkten hohe Renditen erwirtschaften. Allerdings gab es zuletzt einen deutlichen Rücksetzer an den Börsen. Der deutsche Leitindex Dax verzeichnet aufs Jahr betrachtet ein Minus. Ganz anders sieht es an den Immobilienmärkten aus. In den deutschen Ballungszentren steigen die Preise. Die Nullzinspolitik hat den Häusermarkt angeheizt.

Die EZB möchte ihre lockere Geldpolitik nun langsam beenden. Die zusätzlichen Anleihekäufe sollen zum Jahresende auslaufen; frühestens im Herbst 2019 könnte die erste Leitzinserhöhung anstehen, so die EZB. Der Haushaltsstreit zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission erzeugt aktuell Unsicherheit an den Finanzmärkten, auch die Konjunkturaussichten werden dadurch gedämpft. Einige Beobachter gehen deshalb davon aus, dass die EZB den Leitzins erst 2020 anheben wird.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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