Robert Meyer fiel aus allen Wolken. Ende November teilte ihm seine Private Krankenversicherung Central mit, dass sich sein Monatsbeitrag um 30 Prozent auf 650 Euro erhöht. Und auch die nächste Anhebung zum Jahresbeginn 2013 um weitere acht Prozent auf mehr als 700 Euro kündigte die Central gleich mit an. Der 48-jährige Ingenieur aus der Halbleiterbranche ging ins Internet und suchte nach Alternativen. Dabei stieß er auf mehrere Portale, die Tarifvergleiche von Privaten Krankenversicherungen (PKV) anbieten, und füllte bei Finanzcheck.de ein Online-Formular aus. Am nächsten Tag rief ihn Sabrina Jamshidi an, Beraterin bei dem Hamburger Vergleichsportal. Zusammen mit dem Münchner ging sie Punkt für Punkt eine umfangreiche Fragenliste durch. Dann ließ sie einen elektronischen Rechner die 3500 Tarife der drei Dutzend Anbieter in Deutschland durchforsten.
Neben einer Liste der Vergleichsergebnisse spuckte die Software drei Angebote als Empfehlung aus. "Die Transparenz war beeindruckend", sagt Meyer. Er entschied sich für einen Wechsel zur Halleschen Versicherung, zahlt jetzt nur 485 Euro monatlich und bekommt sogar noch "bessere Leistungen", wie er sagt. Den Papierkrieg des Wechsels hat Sabrina Jamshidi für ihn erledigt. Meyer rät anderen Verbrauchern, die mit einem Vergleichsportal Kontakt aufnehmen, darauf zu achten, "ob der Berater wirklich auf der Seite des Kunden ist, oder ob er unbedingt etwas verkaufen will".
Der Vergleich der Tarife und die Beratung durch einen Spezialisten sind für den Verbraucher bei Finanzcheck.de kostenlos. Schließt er danach einen Vertrag ab, erhält der Portal-Betreiber eine Provision von der jeweiligen Versicherungsgesellschaft. Moritz Thiele, Gründer von Finanzcheck.de, versteht sich auch als Verbraucherschützer: "Wir führen im Monat durchschnittlich 1500 Beratungsgespräche, aber nur nach etwa jedem zehnten wird ein Vertrag abgeschlossen." Vergleichsrechner bietet der Hamburger Dienstleister auch für andere Versicherungsarten, für Finanzierungen, Geldanlagen und Altersvorsorgeprodukte. Damit ist man fast so breit aufgestellt wie der Branchenführer Check24.de, der auch noch Konditionen im Bereich Energie, Telekommunikation und Reisen vergleicht.
"Viele Interessenten sind relativ gut informiert", stellt Stefan Eibl fest, der bei Check24.de für Personenversicherungen verantwortlich ist. "Privatkrankenversicherungen können aber nicht online abgeschlossen werden. Auch wegen der Gesundheitsfragen ist immer eine Unterschrift des Kunden auf dem Antragsformular notwendig." 800 bis 1000 Gespräche, die im Schnitt 20 Minuten dauern, führe sein Team pro Monat. Den Interessenten kostet das wie bei Finanzcheck.de nichts, denn auch die Münchner leben wie jeder Makler von den Provisionen, die sie von den Konzernen für die Vermittlung der Kunden erhalten.
Vorsicht bei der Wahl der Vergleichsmaschine
Neben diesen beiden Finanzvergleichsportalen gibt es viele andere wie Aecura.de, Geld.de, Finanzen.de, PKV-Tipp.de, Tarif-Rechner24.de oder Toptarif.de, die PKV-Tarife vergleichen. Aber Vorsicht: Einige dieser Anbieter analysieren lediglich Zusatzversicherungen, andere haben keine Beratung oder beschäftigen nur wenige Versicherungsexperten.
Auch für Haftpflicht-, Hausrat-, Kfz- oder Rechtsschutzversicherungen, für Strom, Gas und Telekommunikationsleistungen gibt es solche Portale. Ein Beispiel: Verivox.de. Auch dieses, nach eigenen Angaben größte, unabhängige Verbraucherportal für Energie und Telekommunikation in Deutschland lebt in erster Linie von den Vermittlungsprovisionen der Strom- und Gasanbieter. Für diese arbeite man laut Unternehmenssprecherin Dagmar Ginzel "wie eine ausgelagerte Vertriebsmannschaft". Seit 1998 habe man mehr als vier Millionen Verbrauchern beim Anbieterwechsel geholfen.
Für den Preisvergleich und die Beratung zahlt der Kunde auch bei Verivox nichts. Ins Gerede gekommen war das Unternehmen vor einem halben Jahr, als ein Ex-Manager von Teldafax behauptete, das Verbraucherportal habe den inzwischen insolventen Strom-Discounter vorab über Konkurrenzpreise informiert und ihm gegen Provision bis zu 10.000 Kunden im Monat vermittelt. Verivox hat diese Vorwürfe zurückgewiesen.
Einen kritischen Blick auf Vergleichsportale wirft seit Jahren das Verbraucherportal Testberichte.de. Dieses veröffentlicht monatlich bis zu 6500 neue Einschätzungen von 650 Testmagazinen. Vorstand Holger Gröhn hält Verbraucherinfoportale grundsätzlich für hilfreich, weil sie Orientierungshilfe geben. Seine Faustregeln, um vertrauenswürdige Portale zu erkennen: "Sachorientierte Darstellung der Vor- und Nachteile der Produkte, seriöse Quellenangaben, wie, wann und wo verglichen wurde, sowie wenig oder keine Werbung auf den Portalen." Gröhn rät Verbrauchern jedoch, sich immer mehrere Vergleichsportale anzuschauen.