US-Waffenlobby:Für oder gegen die Waffenlobby

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Viele US-Unternehmen bieten NRA-Mitgliedern Vergünstigungen. (Foto: George Frey/Bloomberg)

Nach dem Blutbad von Parkland, Florida, scheiden sich die US-Unternehmen in Freunde und Feinde der mächtigen Waffenlobby. Dabei ist es nicht einfach für sie, sich in politischen Streitfragen zu positionieren.

Von kathrin werner, New York

Im Fernsehkanal der NRA gibt es viele grimmig vor der Brust verschränkte Arme und Sternenbanner zu sehen. Und natürlich sehr viele Gewehre und Pistolen, schließlich ist NRATV der Werbesender für Schusswaffen und Waffenrechte. Die Moderatoren wettern gegen die "Mainstream-Medien" und nennen sich selbst "Amerikas patriotischstes Team auf einer Mission, die Wahrheit zurückzuholen". Anschauen kann man den Videokanal allerdings bei Mainstream-Medienverbreitern: Den Streamingangeboten von Amazon und Apple, bei Roku, Sirius-XM, Youtube, iTunes und Google Chromecast.

Diese indirekte Unterstützung der Waffenlobby National Rifle Association sorgt seit dem Blutbad in einer Schule in Florida mit 17 Toten für Proteste. Daniel Reed, der Vater eines Schülers, der das Attentat überlebt hat, stellte eine Petition ins Internet, die Amazon dazu auffordert, NRATV abzuschalten. Inzwischen hat er mehr als 200 000 Unterschriften gesammelt und will die Liste an Amazon-Chef Jeff Bezos schicken. Aktivisten fordern zu einem Boykott am 1. März auf. Dann soll man weder bei Amazon noch bei Apple und dem NRA-Partner Fedex einkaufen. Amazon und Apple äußern sich nicht zu den Vorwürfen.

Es ist nicht ganz einfach für Unternehmen, sich in politischen Streitfragen öffentlich zu positionieren, schließlich haben die meisten von ihnen Kunden und Mitarbeiter mit einem breiten Meinungsspektrum. Doch inzwischen ist der US-Präsident Donald Trump so unbeliebt, dass er es den Firmen leichter macht, sich zu äußern - und sie manchmal sogar dazu zwingt. Gerade im Fall der Waffenrechte ist die Mehrheit in den USA so eindeutig gegen Trump und die laschen Waffengesetze, dass es gutes Marketing ist, sich von der NRA abzuwenden.

Deshalb wächst seit dem Blutbad in Florida die Liste der Firmen, die sich öffentlich von der Waffenlobby distanzieren und Rabattprogramme für NRA-Mitglieder abschaffen: Die Fluggesellschaften United und Delta, sechs Autoverleiher, die Versicherungskonzerne Metlife, Lockton und Chubb. Die First National Bank of Omaha will zudem die "offizielle Kreditkarte der NRA" nicht weiter herausgeben. Von den Linken bekamen die Unternehmen Lob, die Rechten dagegen riefen zum Boykott der NRA-Boykottierer auf. Republikaner aus Georgia, dem Konzernsitz von Delta, planen, eine Subvention in Höhe von 40 Millionen Dollar für die Fluggesellschaft abzuschaffen. "Konzerne können nicht Konservative attackieren und erwarten, dass wir nicht dagegen kämpfen", sagte Georgias Vizegouverneur Casey Cagle.

Etliche Firmen halten an der Beziehung zu dem Interessenverein fest, weil sie die fünf Millionen NRA-Mitglieder und ihre Sympathisanten nicht gegen sich aufbringen wollen. Neben den NRATV-Verbreitern ist Fedex der prominenteste Fall. Der Paketversand teilte mit, zwar nichts von Sturmgewehren in der Hand von Zivilisten zu halten. Er habe aber nicht vor, einzelne legale Gruppen wegen ihrer Weltanschauung zu diskriminieren. "Fedex hat noch nie die Gebühren für unsere Millionen Kunden geändert wegen ihrer Politik, ihres Glaubens oder ihrer Meinung in Streitfragen." NRA-Mitglieder bekommen Rabatte, wenn sie Päckchen mit Fedex verschicken.

Neben Fedex zählen der Geldkartenanbieter Netspend, die Hotelkette Omni und der Gesundheitsvorsorge-Anbieter Life Line Screening weiter zu den NRA-Partnern. Hyatt wird das Jahrestreffen der NRA in Dallas beherbergen, Hotelplanner.com weiter vergünstigte Hotelbuchungen für NRA-Mitglieder durchführen und Vinesse Wines den "offiziellen Weinclub der NRA" betreiben. Outdoor-Sport- und Waffengeschäfte wie Midway bekennen sich öffentlich zur NRA. "Keine Firma der USA ist den Zielen der NRA stärker verbunden", wirbt Midway. Doch auch Waffenhändler denken um: Die Warenhaus-Kette Dick's Sporting Goods stellt den Verkauf von Sturmgewehren und Schnellfeuermagazinen ein und verkauft nicht mehr an Kunden unter 21 Jahren.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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