US-Hypothekenkrise:Bush verspricht Hilfe für Opfer

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Zum ersten Mal greift der amerikanische Präsident in die Immobilienkrise ein. Eine Staatsagentur soll für Kredite von Hausbesitzern bürgen. Um in Zukunft vorzubeugen, will Bush außerdem den amerikanischen Hypothekenmarkt besser regulieren.

Nikolaus Piper

Der amerikanische Präsident George Bush hat erstmals in die Versuche zur Eindämmung der Kredit- und Immobilienkrise eingegriffen. In einer Rede versprach er Hilfe für Hausbesitzer, die ihre Hypothekenkredite nicht mehr bedienen können und deren Haus zwangsversteigert werden soll.

Der Präsident der amerikanischen Notenbank Fed, Ben Bernanke, versicherte zur gleichen Zeit, die Federal Reserve sei bereit, ,"weitere Maßnahmen" zu ergreifen, um ein Ausbreiten der Krise auf die Gesamtwirtschaft zu unterbinden. Die Aktienkurse zogen weltweit an.

Bush räumte ein, dass es ,"einige Exzesse"' in der Kreditbranche gegeben habe. Jetzt sei ein Anpassungsprozess nötig, der Zeit brauche. Die amerikanische Wirtschaft sei insgesamt stark genug, ,"um Turbulenzen durchzustehen"'.

Mehr Zwangsversteigerungen

Kern seines Hilfsprogramms sind Garantien für bedrängte Hausbesitzer. Eine Bundesbehörde, die Federal Housing Administration, soll ermächtigt werden, Hypothekenkredite zu verbürgen, die mit Zins und Tilgung im Rückstand sind. Davon dürften im kommenden Jahr etwa 80000 Hausbesitzer in den Vereinigten Staaten profitieren, nur ein relativ kleiner Teil der Opfer der Krise.

Außerdem soll der Kongress Erleichterungen der Finanzbehörden für Hausbesitzer genehmigen. Bush beauftragte Finanzminister Hank Paulson, die Regulierung des amerikanischen Hypothekenmarktes zu überprüfen. Experten erwarten, dass im nächsten Jahr die Zahl der Zwangsversteigerungen stark steigt, weil in den Darlehen einer großen Gruppe von Hausbesitzern dann die Zinsen flexibel werden.

Notenbankchef Bernanke hat sich besorgt über die Konsequenzen gezeigt, jedoch anders als von vielen erwartet, keine Hinweise darauf gegeben, ob und wann die Leitzinsen in Amerika sinken könnten. Die Risiken für das Wachstum hätten zugenommen, sagte Bernanke auf einer internationalen Zentralbank-Konferenz in Jackson Hole (Wyoming).

Kurzfristige Reaktionen der Fed

"Wenn die Verschärfung der Kreditbedingungen anhält, könnte die gegenwärtige Schwäche im Wohnungsbau tiefer und andauernder werden mit möglicherweise negativen Auswirkungen auf den privaten Verbrauch und die Wirtschaft allgemein." Die Fed stehe bereit, "falls nötig, weitere Schritte zu unternehmen, um Liquidität bereitzustellen und das ordnungsgemäße Funktionieren der Märkte sicherzustellen.'"

Gleichzeitig machte Bernanke aber auch klar, dass er nicht bereit sei, "Geldverleiher und Investoren vor den Folgen ihrer Entscheidungen zu schützen". Die Notenbank werde bei ihren weiteren Entscheidungen besonders die "zeitnächsten Indikatoren" beachten, was bedeutet, dass sie unter Umständen auch sehr kurzfristig reagieren wird.

Die nächste reguläre Sitzung des Offenmarktausschusses findet erst am 18. September statt. Am Montag sind die Aktienmärkte wegen des Feiertags Labor Day in den USA geschlossen.

Die Kurse an den Aktienmärkten waren schon in Erwartung der beiden Reden von Bush und Bernanke gestiegen. Nach einer kurzen Phase der Unsicherheit im unmittelbaren Anschluss an Bernankes Äußerungen setzte sich die gute Börsenstimmung fort. Der Dow Jones lag am Abend mit 1,14 Prozent im Plus. Der Dax schloss um 1,57 Prozent höher, der Euro kletterte auf 1,3640 Dollar.

Kritik an Ratingagenturen

Mitten in der Kreditkrise bekommt die Ratingagentur Standard & Poors eine neue Präsidentin. Die bisherige Präsidentin Kathleen Corbet verlasse das Unternehmen, um sich neuen Aufgaben zu widmen, teilte die Muttergesellschaft von S&P, McGraw-Hill, mit. Ihr Ausscheiden habe aber nichts mit der Entwicklung an den Finanzmärkten zu tun.

Nachfolgerin von Corbet wird Deven Sharma. Die Ratingagenturen Standard & Poors, Fitch und Moody's waren unter scharfe öffentliche Kritik geraten, weil sie das Ausmaß der Kreditkrise lange nicht erkannt hatten.

© SZ vom 1.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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