US-Behörden:Google im Visier

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Die EU als Vorbild: Auch das amerikanische Justiz­ministerium will mögliche Verstöße gegen Wett­bewerbs­regeln überprüfen.

Von Caspar Busse, München

Dem Alphabet Konzern, zu dem vor allem die Suchmaschine Google gehört, droht grundsätzlicher Ärger mit den amerikanischen Behörden. Das US-Justizministerium will die Geschäftspraktiken von Google auf mögliche Verstöße gegen das Kartellrecht untersuchen. Ein Verfahren sei in Vorbereitung, berichten Wall Street Journal und New York Times. Weder Alphabet noch die Behörden kommentierten das am Wochenende. Alphabet gehört zu den derzeit wertvollsten Unternehmen der Welt.

Bei der Überprüfung soll offenbar vor allem dem Verdacht nachgegangen werden, dass Google bei den Ergebnissen seiner Suchmaschine eigene Geschäfte bevorzuge. 2013 hatte die US-Wettbewerbsbehörde FTC eine lange Untersuchung des Konzerns abgeschlossen; Google musste damals bestimmte Praktiken abstellen, mehr war aber nicht herausgekommen. Inzwischen hat sich die öffentliche Meinung gedreht. Vertreter des Justizministeriums und der FTC trafen sich Insidern zufolge in den vergangenen Wochen, um den Fall und das weitere Vorgehen zu erörtern.

Die Geschäftspraktiken von Google werden weltweit kritisch gesehen. Experten gehen davon aus, dass sich gerade im Onlinegeschäft Monopolsituationen aufgrund von Netzwerkeffekten verstärken und schnell verfestigen. So ist Google zum Beispiel bei Suchmaschinen der größte Anbieter. Aufgrund der vielen Eingaben der Nutzer können die Ergebnisse der Suche laufend verbessert werden, woraus sich wieder Wettbewerbsvorteile ergeben und sich die Marktposition verbessert.

In Europa waren die Kartellbehörden mit Erfolg gegen das Unternehmen vorgegangen. 2017 verhängte die Behörde in Brüssel eine Rekordstrafe von 2,4 Milliarden Euro. Der Vorwurf: Google habe seine Dominanz auf dem Markt für Online-Suchmaschinen zum Nachteil des Verbrauchers genutzt. 2018 gab es erneut ein Verfahren. Wegen Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung beim Smartphone-Betriebssystem Android musste der Konzern 4,34 Milliarden Euro zahlen. In diesem März gab es eine Buße von 1,49 Milliarden Euro Strafe. Der Grund: Bei Suchmaschinen-Werbung seien andere Anbieter behindert worden.

Google führt mit großem Abstand bei den Einnahmen aus digitaler Werbung weltweit. Das Unternehmen kontrolliert etwa 30 Prozent, wie aus Schätzungen von E-Marketer für 2019 hervorgeht. Facebook ist mit etwa 20 Prozent Zweiter. Immer wieder wird kritisiert, dass Google die Technologie für digitale Werbung bereit stellt und gleichzeitig die größte Suchseite betreibt, auf der Werbung verbreitet wird, die etwa darüber entscheidet, welche Suchergebnisse oben erscheinen. Gleichzeitig werden auch Daten aus den Werbekampagnen gesammelt. Neben Google werden auch Facebook und Amazon wegen ihrer übergroßen Marktmacht im Netz hart kritisiert.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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