US-Autohersteller kämpft um seine Zukunft:Chrysler sucht Nähe zu Rivalen

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Partnerschaften mit anderen Autoherstellern sollen eine zentrale Rolle bei der Rettung von Chrysler spielen. Offenbar ist die gemeinsame Produktion von Autos mit dem großen Konkurrenten General Motors geplant.

Nikolaus Piper

Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer amerikanischer Zeitungen ist Chrysler bereits jetzt in Gesprächen mit GM über die gemeinsame Produktion eines Geländewagens (,,SUV''), der dem jetzigen ,,Cherokee Tahoe'' von GM entsprechen würde.

Chyrsler sucht dringend einen stratetischen Partner: Regionale Märkte sollen schneller erschlossen werden. (Foto: Foto: ddp)

Der schlechte Verkauf benzinfressender Geländewagen der Marke Jeep wegen der gestiegenen Ölpreise war in den vergangenen Monaten Hauptauslöser der jüngsten Chrysler-Krise.

Die Verhandlungen mit GM hätten bereits vor sechs Monaten begonnen und sollten in eine strategische Partnerschaft münden. Außerdem habe Chrysler Interesse an den Kleinwagen von GM Daewoo in Südkorea.

Chrysler lehnt Kommentar ab

Ein Chrysler-Sprecher lehnte es ab, die Berichte zu kommentieren: ,,Wir äußern uns nicht zu Spekulationen. Wenn es gemeinsame Projekte geben sollte, werden wir das bekanntgeben.''

Unbestritten ist allerdings, dass Chrysler Allianzen sucht, um seinen Verkauf im Ausland zu verstärken. Der bisherige Plan, den Auslandsabsatz von derzeit 200.000 Fahrzeugen zu verdoppeln, sei nicht ,,akzeptabel'' und müsse ,,weiter hochgekurbelt werden'', sagte Chrysler-Chef Thomas LaSorda in einem Interview des Wall Street Journal.

Die starke Abhängigkeit vom amerikanischen Markt gilt als eine der Hauptschwächen von Chrysler als dritte der großen amerikanischen Autofirmen. Die Chrysler Group verkaufte im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Autos, 90 Prozent davon in den Vereinigten Staaten.

Zu dem Sanierungsplan, den LaSorda in dieser Woche in Detroit vorgestellt hatte, gehört die Einführung neuer Fahrzeuge, die auf die ,,Anforderungen der internationalen Märkte'' zugeschnitten sind. In Zusammenarbeit mit Partnern sollen regionale Märkte schneller erschlossen werden.

Außerdem will LaSorda für fünf Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) in Billiglohnländern einkaufen, um so das Wachstum des internationalen Geschäfts zu begleiten.

Billiges Osteuropa

Die europäischen, und besonders die deutschen Autohersteller konnten ihre Position bisher dadurch behaupten, dass sie wesentliche Teile der Wertschöpfung ins billige Osteuropa verlagerten. Der Porsche Cayenne zum Beispiel kommt zu 90 Prozent aus dem Ausland.

Konkrete Kooperationen zwischen Chrysler und General Motors gibt es bereits. BMW, Chrysler und GM arbeiten gemeinsam an der Entwicklung von Hybridantrieben.

Diese Motoren kombinieren einen Benzin- und einen Elektroantrieb und sollen besonders in den Ballungsräumen den Energieverbrauch und die Luftverschmutzung begrenzen.

Toyotas großer Vorsprung

Bisher hat der japanische Hersteller Toyota hier einen großen Vorsprung. Den Ausbau weiterer Kooperationen kündigte LaSorda bei der Vorstellung seines Sanierungsplanes an, so zum Beispiel eine Vereinbarung mit Volkswagen über die Produktion von Minivans in Nordamerika. Die Technik soll im wesentlichen von Chrysler kommen, verkauft werden die Autos aber unter der Marke Volkswagen.

In Mexiko will Chrysler ein Auto des koreanischen Hersteller Hyundai als ,,Dodge Athos'' verkaufen, ein Hyundai-Transporter, der in Taiwan produziert wird, soll ebenfalls unter der Marke Dodge auf den mexikanischen Markt kommen.

Mit dem chinesischen Hersteller Chery wird die Tochterfirma von DaimlerChrysler einen Kleinwagen in China für den europäischen und amerikanischen Markt produzieren.

Gemeinsame Produktion mit Chery

Eine entsprechende Absichtserklärung haben beide Seiten bereits unterzeichnet. Mit Hyundai und Mitsubishi hat Chrysler ein Gemeinschaftsunternehmen für die Entwicklung von Motoren gegründet.

Thomas LaSorda drängt im übrigen auf Klarheit hinsichtlich der Zukunft des Unternehmens. Er hoffe, dass die Frage, ob Chrysler bei Daimler bleibt, ,,eher früher als später'' entschieden wird.

Unterdessen hat Chrysler mit der kanadischen Autogewerkschaft CAW eine Vereinbarung über eine Abfindungsregelung für 2000 Arbeiter getroffen, die im Zuge der geplanten Sanierungsmaßnahmen ihren Job verlieren werden.

Die Verhandlungen mit der zuständigen Gewerkschaft in den Vereinigten Staaten, UAW, dauern noch. In den USA werden 11.000 Chrysler-Mitarbeiter ihren Job verlieren. Unter anderem beabsichtigt das Unternehmen, eine Fabrik im Bundesstaat Delaware komplett zu schließen.

© SZ vom 17.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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