US-Autobauer in der Krise:Wenig Lohn, wenig Erfolg

Lesezeit: 2 min

Chrysler-Chef Nardelli verdient angeblich nur einen Dollar im Jahr - solange der Konzern Verluste macht. Bis Chrysler ihm mehr überweist, wird es wohl noch etwas dauern.

Michael Kuntz

Angeblich arbeitet Robert Nardelli, 60, als Chrysler-Chef für ein Jahresgehalt von einem Dollar - bis Chrysler keine Verluste mehr macht. Sein erstes Jahr ist an diesem Mittwoch vorbei. Und der eine Dollar ist ihm sicher.

Chrysler-Chef Nardelli arbeitet zum symbolischen Lohn von einem Dollar. (Foto: Foto: Reuters)

Chrysler steckt heute mindestens so tief in der Krise wie vor einem Jahr. Dabei hatte es im vergangenen August noch als ein Vorteil gegolten, dass der frühere Manager von General Electric und spätere Chef der amerikanischen Baumarktkette Home Depot in seinem Berufsleben bis dahin nichts mit der Autoindustrie zu tun gehabt hatte.

Schließlich hatte sich Ford mit dem erfolgreichen Boeing-Sanierer Alan Mulally auch gerade einen Auto-Neuling als Konzernchef geholt. Die Branchenfremden sollten die einstigen Ikonen der Autoindustrie wachrütteln. Zu lange hatten sie auf spritschluckende Geländewagen und Pick-ups gesetzt und sich Marktanteile von den asiatischen Konkurrenten abnehmen lassen.

Neuanfang ohne Daimler

Nardelli steht zusätzlich für den Neuanfang bei Chrysler ohne Daimler nach dem Verkauf von 80,1 Prozent der Aktien an den Finanzinvestor Cerberus. Für den "Höllenhund" aus der griechischen Mythologie agierte Nardelli aggressiv, kreativ und schnell.

Doch es dauert selbst für einen wie Nardelli, bis er in dem an Zyklen von sieben Jahren gewohnten Autogeschäft etwas nachhaltig bewirken kann. Alle Modelle, die Chrysler anbietet, stammen jedenfalls noch aus der Zeit vor Nardelli, auch wenn der schon 500 Verbesserungen an den Fahrzeugen auf sein Erfolgskonto verbuchen kann.

Sparen ist Trumpf

Nardelli hatte schon bei Home Depot unter anderem durch schlichte Botschaften, gespickt mit militärischem Vokabular, von sich reden gemacht. An den Formulierungen durfte ein Marineinfanterist der US-Eliteeinheit mitfeilen.

Und in seinem Jahr eins bei Chrysler verkündete Nardelli auch dort - schlichte Botschaften: Gleich nach seinem Amtsantritt schockte er die 80.000 Mitarbeiter. Von ihnen sollen zusätzlich zum schon früher angekündigten Abbau von 13.000 Stellen weitere 11.000 Leute gehen.

Schrumpfen ist Trumpf - denn auch Nardelli konnte einen Rückgang der Verkäufe um 22,8 Prozent nicht verhindern. Noch immer sind bei Chrysler drei Viertel aller Fahrzeuge Geländewagen, SUVs und Minivans - also genau jene Autos, von denen sich die amerikanischen Autokäufer abwenden.

Kooperation mit Nissan

Anders als General Motors und Ford ist Chrysler international kaum präsent. GM ist auch in wachstumsstarken Regionen tätig, Ford kann Kleinwagen aus Europa in Amerika anbieten.

Nardelli kooperiert nun immerhin mit Renault-Partner Nissan. Bei Chrysler geht es inzwischen nicht nur um die Ertragswende - sondern vorher noch ums Überleben. Ein rascher Ausstieg von Cerberus kommt wohl nicht in Frage, das weiß auch dessen Chef Timothy Price. "Eine Haltefrist von zehn Jahren stellt für uns kein Problem dar", sagt er.

Nardelli ist übrigens auch im zweiten Jahr seines Chrysler-Einsatzes nicht unbedingt auf ein Einkommen vom Autohersteller angewiesen. Home Depot hatte ihm den Abschied durch ein Abfindungspaket von 210 Millionen Dollar erleichtert.

© SZ vom 05.08.2008/jpm/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: