US-Auftrag an EADS:Gigantische Luftnummer

Der Tankflugzeug-Auftrag der US-Luftwaffe schürt den Populismus und Protektionismus in den USA: Barack Obama profiliert sich als Hüter amerikanischer Jobs. Am Ende könnten die Wahlen entscheiden, wer das Geschäft macht.

Christian Wernicke

Es ist ein Riesengeschäft, weshalb in Washington alle Giganten (oder doch viele, die sich dafür halten) mitreden. Ende Februar vergab die US-Luftwaffe den Auftrag zum Bau von 179 Tankflugzeugen nicht wie gewöhnlich an Boeing, sondern an ein Konsortium unter Führung des europäischen EADS-Konzerns.

Arbeiter in einem Boeing-Werk in den USA protestieren gegen die Vergabe des US-Luftwaffen-Auftrages nach Europa. (Foto: Foto: AP)

Die Demokraten sind gegen EADS

Seitdem schüren Boeing-Manager und Gewerkschafter die Proteste im US-Kongress. Vor allem demokratische Senatoren und Abgeordnete rühren ein Gebräu aus Populismus und Protektionismus an, aus dem der Verdacht aufsteigt, finstere Generäle im Pentagon und ja, die Bush-Regierung, betrieben den Ruin der nationalen Flugzeugindustrie.

In der Dunstwolke dieser Stimmung hat Amerikas Rechnungshof nun befunden, die Luftwaffe habe Boeing benachteiligt. Die Luftwaffe solle den 35 Milliarden-Dollar-Deal neu ausschreiben.

Das schürt, nun wiederum bei EADS, den Argwohn, hier sei politische Nachhilfe, ja Schieberei am Werk. Aber den Europäern wird nichts anderes übrig bleiben, als sich zu fügen - und sich im Vertrauen auf die Stärke ihres Angebots einem zweiten Wettlauf mit Boeing zu stellen.

McCain und der Vaterlandsverrat

Es ist das Pech von EADS, dass der Fall inzwischen in den Präsidentschaftswahlkampf hineinragt. John McCain, der Republikaner, stoppte als Senator vor Jahren einen korrupten Deal, wobei die Luftwaffe ihre fliegenden Tankstellen von Boeing überteuert nur geleast hätte.

Das aufgedeckt zu haben, gilt inzwischen als Vaterlandsverrat. Derweil gibt Barack Obama, der Demokrat, der Versuchung nach, sich als Hüter amerikanischer Jobs zu profilieren. Statt Preis und Qualität könnten am Ende die Wahlen entscheiden, wer das Geschäft macht. Das wäre gigantisch unfair.

© SZ vom 20.06.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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