Umweltschutz:Delfine retten, Rendite machen

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Die Seychellen wollen ihre Naturschutzgebiete vergrößern und haben sich dafür Geld am Kapitalmarkt geliehen. (Foto: Rainer Mirau/Mauritius Images)

Die Seychellen leihen sich Millionen Dollar am Markt für den Schutz der Meere.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

In den Köpfen von Mitteleuropäern spielt sich ein Film ab, wenn sie das Stichwort "Seychellen" hören: Sie sehen weiße Strände, Korallenriffe voller exotischer Fische, womöglich denken sie an Aldabra-Riesenschildkröten, die durch blaues Wasser gleiten. Die kleine Inselgruppe im Indischen Ozean hat etwas Paradiesisches - und in Zeiten des Klimawandels und plastikverseuchter Ozeane etwas akut Bedrohtes. Jetzt ist etwas Einzigartiges hinzugekommen, für das die Seychellen in die Geschichte der Finanzmärkte eingehen könnten, wenn ihr Beispiel Schule macht.

Als erstes Land der Welt hat der Inselstaat eine spezielle Anleihe begeben, um Geld für den Schutz der Meere einzunehmen. 15 Millionen Dollar haben Investoren der Regierung für zehn Jahre geliehen. Dafür erhalten sie die stattliche Rendite von 6,5 Prozent pro Jahr, womit die Anleihe im Hochzinsbereich angesiedelt ist. Die Zinslast für die Seychellen ist mit einer Rate von jährlich 2,8 Prozent dagegen überschaubar, weil die Global Environment Facility, ein Zusammenschluss von Regierungen und internationale Organisationen, einen Teil der Zinszahlungen übernimmt.

Nach dem Vorbild "grüner" Anleihen, deren Bewertung Umweltaspekte berücksichtigt, hat die Weltbank die Meeresschutz-Schuldschein "blaue Anleihe" getauft. Sie hat deren Auflage begleitet und die Regierung beraten. Gemessen an üblichen Volumina sind 15 Millionen Dollar nicht viel Geld. Arunma Oteh, die Schatzmeisterin der Weltbank, will das Seychellen-Projekt auch eher als neues Beispiel dafür verstanden wissen, "welch kraftvolle Rolle Kapitalmärkte dabei spielen können, Investoren für Projekte zu finden, die den Planeten schützen", sagte sie der Financial Times. Sie hoffe, dass weitere Anleihen dieser Art folgen werden.

Vor elf Jahren brachte die Weltbank den ersten sogenannten Green Bond auf den Markt. Analog zu gewöhnlichen Anleihen überlassen Anleger dabei Unternehmen oder Staaten für einen bestimmten Zeitraum Geld - allerdings für vorher festgelegte Projekte, die Umwelt- und Klimaschutz fördern. Das kann der Bau eines Solarparks sein, nachhaltige Wassernutzung in Entwicklungsländern oder die Aufforstung von Urwäldern. Größter Emittent in Deutschland ist die staatliche Förderbank KfW, aber auch Unternehmen wie Apple haben den Markt für sich entdeckt und bereits grüne Anleihen begeben. Im vergangenen Jahr war der Markt 155 Milliarden Dollar groß; bis Ende 2018 könnten es 200 Milliarden werden, schätzt die Ratingagentur Moody's.

Die Seychellen kündigten an, das eingenommene Geld einzusetzen, um die Fläche der Schutzgebiete auf und zwischen ihren 115 Inseln zu vergrößern und die nachhaltige Fischerei zu fördern.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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