Umweltbilanz:Zalando will klimaneutral werden

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Ein Paket des Online-Modehändlers Zalando wird in Köln im Verteilzentrum des Paketdienstleisters der Deutschen Post DHL gescannt. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Onlinehändler stellt nahezu komplett auf erneuerbare Energien. Es ist schon der zweite Bereich binnen kurzer Zeit, in dem Zalando einen großen Wandel vollzieht.

Von Vivien Timmler, München

Allzu ambitionierte Ziele ist man aus der Fast-Fashion-Industrie eigentlich nicht gewohnt. So möchte etwa H&M zwar mehr nachhaltige Textilien verwenden, strebt Klimaneutralität aber erst bis 2030 an. Und der Inditex-Konzern, zu dem unter anderem Zara und Bershka gehören, will erst einmal sein Plastiktüten-Problem in den Griff kriegen, bevor er dann 2025 auf erneuerbare Energien umstellt - von Klimaneutralität ist zunächst aber keine Rede bei den Spaniern. Umso erfreulicher ist die Nachricht, die der Onlinehändler Zalando am Mittwoch bekannt gab: Das Berliner Unternehmen verpflichtet sich für sein eigenes Geschäft inklusive Lieferungen und Retouren von sofort an zur Klimaneutralität. Dazu gehören sämtliche Gebäude, die Zalando selbst betreibt, Pakettransporte und Verpackungen.

Bereits im laufenden Jahr hat die Firma ihre Stromversorgung eigenen Angaben zufolge zu mehr als 90 Prozent auf erneuerbare Energien umgestellt. Alle weiteren Emissionen, die sich durch einen Umstieg auf etwa grünen Strom nicht vermeiden ließen, will der Konzern von sofort an ausgleichen. Bei derartigen Kompensationsmodellen spenden Firmen, je nach Umfang ihrer Emissionen, einen bestimmten Betrag an Umweltschutzorganisationen, die das Geld wiederum investieren, um anderswo auf der Welt Wälder aufzuforsten, effiziente Öfen zu fördern oder Blockheizkraftwerke durch nachhaltigere Formen der Energieerzeugung zu ersetzen. Bei den meisten Anbietern müssen interessierte Firmen zunächst ein Mindestmaß an Eigeninitiative nachweisen, bevor sie durch die Kompensation der Restemissionen das Siegel der Klimaneutralität erhalten. Eine Möglichkeit dieses Nachweises ist etwa jene Umstellung auf erneuerbare Energien, die Zalando nun vorgenommen hat.

"Die gesamte Modebranche steht vor großen Herausforderungen."

Auch das enorme Verpackungsaufkommen, das bei einem Onlinehändler mit mehr als 28 Millionen Kunden zwangsläufig entsteht, will der Konzern reduzieren: Sämtliche Verpackungen sollen bis 2023 so gestaltet werden, dass sich Abfälle deutlich verringern und Materialien häufiger wiederverwenden lassen. Bis 2023 will Zalando außerdem gänzlich auf die Verwendung von Einwegplastik verzichten.

"Die gesamte Modebranche steht vor großen Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit, und wir sind Teil des Problems", bekennt Rubin Ritter, einer der drei Co-Chefs von Zalando. Er sei aber überzeugt, dass sich nachhaltiges Handeln lohne und für den Konzern sogar zu einem Wettbewerbsvorteil anderen Konkurrenten gegenüber werden könne.

Tatsächlich ist die Umwelt nun schon der zweite Bereich, in dem Zalando ab sofort alles anders machen will. Erst vor zwei Wochen hat der Konzern eine große Fraueninitiative ausgerufen - nachdem es in den elf Jahren seit der Gründung keine einzige Frau im Vorstand gegeben hatte. Bis 2023 hat sich die Firma nun zum Ziel gesetzt, ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen auf den sechs obersten Führungsebenen des Unternehmens erreichen, also auch in Aufsichtsrat und Vorstand. "Uns ist bewusst, dass es unseren Führungsteams an Diversität fehlt", sagte Ritter Mitte Oktober. Das soll künftig besser werden - genau wie Zalandos Umweltbilanz.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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