Umfrage:Schlimmer als 2009

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In vielen Branchen fehlen jetzt Aufträge, so auch in der Metall- und Elektroindustrie. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Die Metall- und Elektroindustrie befragte ihre Mitglieder zu den Folgen der Corona-Krise. Die Ergebnisse sind nicht gerade ermutigend.

Von Detlef Esslinger, München

In der Metall- und Elektroindustrie wird derzeit weniger produziert als während der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009. Das ist das Ergebnis einer Umfrage ihres Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall unter den Unternehmen der Branche. "Und wir wissen nicht, ob es noch weiter runtergeht", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Oliver Zander, als er am Ostermontag in einer Schaltkonferenz mit Journalisten die Umfrage vorstellte. Vor elf Jahren, am tiefsten Punkt der damaligen Krise, waren die Kapazitäten der Branche zu knapp 67 Prozent ausgelastet. Nun beträgt diese Quote nur noch 65 Prozent.

Zur Metall- und Elektroindustrie, der wichtigsten deutschen Branche, gehören unter anderem der Automobil- und der Maschinenbau. Insgesamt beschäftigt sie vier Millionen Menschen. An der Umfrage beteiligten sich mehr als 1400 Betriebe, die zusammen knapp 860 000 Arbeitnehmer haben; Gesamtmetall wertete die Ergebnisse daher als repräsentativ. Zwölf Prozent der Unternehmen bezeichneten die Einschränkung ihrer Produktion als "sehr stark", 19 Prozent als "stark", 16 Prozent als "mittel", 36 Prozent als "gering". 17 Prozent hingegen gaben an, bei ihnen laufe die Produktion normal weiter.

Der Verband fragte die Unternehmen, die bei ihm Mitglied sind, auch nach den Gründen, weshalb sie nun weniger produzieren. Sie konnten mehrere nennen, weshalb deren Addition mehr als 100 Prozent ergibt. Der wichtigste Grund: die fehlende Nachfrage. 57 Prozent aller Firmen gaben dies an, weshalb Zander am Montag forderte, als erstes sollten jetzt die Autohäuser öffnen dürfen - "damit wieder Nachfrage entsteht". 36 Prozent der Firmen sagten, sie könnten wegen fehlender Arbeitskräfte (zum Beispiel in Folge von Krankheit oder Kinderbetreuung) nicht weitermachen wie bisher. Für 32 Prozent waren fehlende Teile ein wichtiger Grund - wenn Zulieferer nichts mehr schicken, kann auch deren Abnehmer nicht mehr weitermachen. Dass indes Behörden ihren Betrieb stillgelegt haben, gaben nur zehn Prozent der Firmen an, die an der Umfrage teilnahmen. Derzeit sind nach Angaben von Zander 1,2 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Kurzarbeit. Im Schnitt arbeiteten sie noch ein Drittel ihrer sonst üblichen Zeit. Gebe es durch die Politik "keine Richtungsänderung", würden es bereits Ende des Monats zwei Millionen Beschäftigte sein.

Mit Forderungen an die Politik hielten sich Zander sowie sein Verbandspräsident Rainer Dulger zurück. Zander sagte nur, die Politik müsse abwägen zwischen dem, was wirtschaftlich noch vertretbar und dem, was medizinisch geboten sei. Für die Zeit nach der Krise solle sie Anreize für Beschäftigung und Investitionen schaffen, anstatt "die Steuer- und Beitragskeule heruntergehen zu lassen". Verbandspräsident Dulger sagte, "unverzichtbar" sei, dass die im März und April gestundeten Beiträge zur Sozialversicherung erst im kommenden Jahr nachgezahlt werden müssen - und nicht bereits am 27. Mai, wie bisher vorgesehen. Die Unternehmen verlören derzeit rasch an Liquidität. "Und insolvente Unternehmen und Arbeitslose erwirtschaften und zahlen überhaupt keine Beiträge", sagte Dulger.

© SZ vom 14.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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