Über die Stränge geschlagen:Nackte Brüste, leere Kreuze

Der Werberat erhält viele skurrile Beschwerden - doch immerhin 63 Klagen hatten auch Erfolg.

Björn Finke

Das war nicht sehr subtil: Zu sehen ist eine Frau mit nacktem Oberkörper, darunter der Text ,,Lust auf 'ne billige Nummer?''. Mit dieser Zeitungsanzeige wollte der Mobilfunkanbieter Klarmobil neue Kunden locken. Der Deutsche Werberat urteilte, das Motiv würdige Frauen herab. Da das Unternehmen zunächst an der Kampagne festhielt, sprach das Selbstkontrollgremium der Werbewirtschaft eine Rüge aus.

Insgesamt erteilte der Rat im vergangenen Jahr zwei Rügen, wie der Vorsitzende des Gremiums, Jürgen Schrader, am Dienstag in Berlin mitteilte. Die Zahl der Beschwerden aus der Bevölkerung stieg im Vergleich zu 2005 von 788 auf 1116, allerdings waren davon weniger Kampagnen betroffen: 341 nach 403 im Vorjahr.

"Lachen statt Rumhängen"

Zuständig war der Werberat nur für 229 beanstandete Spots, Anzeigen oder Plakate. 166 Motive sprach das Gremium von Kritik frei, so auch die Eigenwerbung des Fernsehsenders ZDF. Hier war moniert worden, der Slogan ,,Mit dem Zweiten sieht man besser'' diskriminiere Sehbehinderte.

Bei den übrigen 63 Kampagnen schloss sich der Rat den Vorwürfen an. In 61 Fällen änderten Firmen die Motive sofort oder zogen sie zurück, bei zwei Unternehmen musste der Rat erst Rügen aussprechen.

Eingestellt wurde etwa die Kampagne des Musikfernsehsenders MTV für die Zeichentrickserie Popetown, die sich über das Leben im Vatikan lustig macht. Auf Anzeigen war unter der Überschrift ,,Lachen statt Rumhängen'' ein leeres Kreuz zu sehen, neben dem Jesus lachend vor einem Fernseher sitzt.

© SZ-Primetime vom 20.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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