TV-Rechte an der Bundesliga:Neues Spiel, neue Pläne

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Medientycoon Murdoch hat in Deutschland womöglich noch mehr vor: Sein Konzern News Corp. prüft Gebote für umfassende Bundesliga-Fußballrechte.

Caspar Busse und Christopher Keil

Am Mittwoch kommender Woche wird James Murdoch, Sohn des Medienunternehmers Rupert Murdoch, 77, einen großen Auftritt haben. Dann nämlich wird der 36-jährige, der unter anderem von London aus für das Europa-Geschäft des weltweit tätigen Konzerns News Corp. zuständig ist, zur Eröffnung der Münchner Medientage sprechen. Thema ist die digitale Medienflut.

Hat offenbar Interesse an den Rechten für die Bundesliga: Medientycoon Rupert Murdoch. (Foto: Foto: Reuters)

Der Auftritt ist mit Bedacht gewählt. News Corp. ist seit Anfang 2008 am Münchner Bezahlsender Premiere beteiligt, Murdoch-Manager Mark Williams räumt dort als neuer Konzernchef gerade auf, hat die Zahl der Abonnenten drastisch nach unten korrigiert. Der Aktienkurs ist am Boden. Die Übernahme weiterer Premiere-Anteile durch Murdoch ist nicht ausgeschlossen.

Möglicherweise hat Murdoch in Deutschland aber noch mehr vor. Der gebürtige Australier könnte Spekulationen zufolge für umfassende Bundesliga-Fußballrechte, also für das Bezahl- und das frei empfangbare Fernsehen, bieten. Die Pay-Rechte würde er an Premiere weiterreichen, die Free-TV-Rechte vermutlich an einen Privatsender.

Der Vorteil: Murdoch wäre am Drücker und könnte bestimmen, wann und wie lange beispielsweise samstags zwischen 17.15 Uhr und 20 Uhr Bundesliga im Free TV zu sehen ist. Die ARD-Sportschau wäre damit ausgetrickst. "Da ist nichts heilig", heißt es aus dem Umfeld Murdochs. Die Beteiligten wollen sich nicht äußern.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sondiert derzeit das Interesse für die Fernsehrechtevergabe. Die Ausschreibung soll in der übernächsten Woche beginnen und bis spätestens Anfang Dezember abgeschlossen sein, weil die Rechteerwerber mit dem neuen Angebot noch im wichtigen Weihnachtsgeschäft auftreten könnten. DFL-Chef Christian Seifert muss dabei in jedem Fall die Vorgaben des Bundeskartellamtes erfüllen.

Die Wettbewerbshüter hatten im Sommer zur Bedingung gemacht, dass samstags eine Zusammenfassung der Höhepunkte des Kernspieltags vor 20 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein muss. Nur dann kann auch die Zentralvermarktung, also der gemeinsame Verkauf der Fernsehrechte durch alle Vereine, genehmigt werden.

Das Kartellamt geht fest davon aus, dass die DFL die Vorgaben einhält und sich kartellrechtskonform verhalten wird. Das müsste auch Murdoch garantieren, sollte er tatsächlich alle Rechte erwerben.

Es wäre in jedem Fall ein kostspieliger Schachzug von News Corp. Ob bereits erste Sondierungsgespräche mit Privatsendern oder dem Kartellamt geführt werden, ist offen. Denkbar wäre allerdings, eine Zusammenfassung auf Sat 1 zu vereinbaren. Der Privatsender hat von Juli 2009 an die TV-Rechte für die Champions League und den Uefa-Cup gekauft und baut gerade eine Sportredaktion auf. Mit den beiden internationalen Fußballwettbewerben sind bei Sat1 dann zehn Prozent des Programms mit der Quotenware Fußball bestückt.

Schon einmal legte sich Premiere Pay- und Free-TV-Rechte einer Fußball-Liga zu: 2005, es handelte sich um die Champions League. In vorgeschriebener Sublizenzierung wurden die begehrten Spiele an Free-TV-Partner Sat 1 weitergereicht, wo sie noch bis zum nächsten Endspiel im Mai 2009 als von Premiere produziertes Champions-TV zu sehen sind.

Disney will wohl ins Spiel

Auch ein aus den USA stammender und potenter Bieter orientiert sich gerade auf dem deutschen Sportmarkt. Wie es aus Branchenkreisen heißt, hat der Sportsender ESPN an den Bundesligarechten Interesse. Der amerikanische Kanal gehört zu 80 Prozent zum Disney-Konzern. Jetzt ist offenbar ein deutscher ESPN-Ableger im Gespräch. Der Sender startete in den USA 1979 als Spartenfenster in den Kabelnetzen und wurde dann mit den Fernsehrechten an der nationalen Football-Liga (NFL) groß. Bei Pro Sieben Sat1 sollen ESPN-Vertreter ihr Konzept bereits erläutert haben.

Das steigende Interesse spielt der DFL in die Hände. Bei der bislang letzten TV-Rechte Ausschreibung vor drei Jahren erlöste die DFL circa 410 Millionen Euro pro Saison. Die Rechteagentur Sirius, die zum Umfeld von Leo Kirch gehört, hatte 2007 500 Millionen Euro je Spielzeit garantiert, doch der Deal platzte.

Zuletzt wurde nun befürchtet, dass die künftigen TV-Rechte-Einnahmen sinken könnten. Die ARD will für die Free-TV-Rechte eher weniger zahlen, weil zeitgleich zur Sportschau samstags ein Match of the day geplant ist und der Free-TV-Zusammenfassung bis 20 Uhr nur fünf statt bisher sechs Spiele zur Verfügung stünden. Premiere ist nur bereit, mehr zu zahlen, wenn mehr Exklusivität garantiert wird. Das wäre mit so einem zusätzlichen Live-Spiel der Fall.

Derzeit prüft die DFL offenbar, die Rechte für vier statt für drei Jahre zu vergeben - eine größere Planungssicherheit wäre die Folge und würde Murdoch zugute kommen. Das große Spiel, so macht es plötzlich den Anschein, ist wieder für jeden offen.

© SZ vom 21.10.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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