Trikotsponsor:Flirt-App und Hühnchen

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Die Los Angeles Clippers werben auf Trikots für Bumble, eine Datingplattform, die sich besonders an Frauen richtet. Der Besitzer des Basketballteams sieht es als Symbol für die Gleichberechtigung. Spötter sagen: Nach links wischen, bitte!

Von Jürgen Schmieder

Die meisten Dinge im Leben sind viel komplizierter, als sie auf den ersten Blick wirken - genau deshalb hat der Basketballverein Los Angeles Clippers in dieser Woche nicht einfach nur einen Vertrag mit einem Trikotsponsor unterzeichnet, der dem Klub in den kommenden drei Jahren 20 Millionen Dollar einbringen wird. Der Werbepartner der Clippers ist die Kennenlern-App Bumble, deren Alleinstellungsmerkmal es ist, dass bei gegenseitigem Gefallen die Frau eine Konversation beginnen möge.

Clippers-Eigentümer Steve Ballmer sieht in diesem lukrativen Sponsorendeal, es ist im Leben ja immer komplizierter als auf den ersten Blick, ein Symbol für Gleichberechtigung. "Es ist nicht schlimm, wenn jemand ausschließlich Werbeflächen verkaufen möchte", sagt der einstige Microsoft-Geschäftsführer: "Wir wollten jedoch einen Schritt weiter gehen und etwas Bedeutsames machen." Die Partnerschaft sei ähnlich wie jene mit dem Schnellrestaurant Chick fil-A, bei der die Fans ein Gratis-Sandwich erhalten, sollte der Gegner zwei Freiwürfe nacheinander verfehlen. Ein kostenloses Hühnchen-Brötchen als wohltätige Aktion und eine Flirt-App als Symbol gegen Sexismus: Darauf muss man dann auch erst einmal kommen.

Die Zusammenarbeit sorgt durchaus für Hohn, bei Fans und Spöttern gleichermaßen, sie ist zudem Wasser auf die Mühlen von Basketball-Puristen, die in der Werbung auf den Trikots - die NBA ist die erste der vier großen US-Sportligen, die das erlaubt - einen Vorboten auf das Ende des Abendlandes erkennen. Lukrativ sind die Sponsorendeals allemal, mittlerweile haben 21 der 30 NBA-Vereine einen Sticker auf dem Trikot. Es heißt, dass kein Klub mit weniger als vier Millionen Dollar pro Jahr entlohnt wird, die Los Angeles Lakers bekommen gar 14 Millionen Dollar pro Saison vom E-Commerce-Unternehmen Wish. Dafür dürfen die Gegner der Lakers nun spotten, dass der Firmenname dafür stehe, was die Meisterschaftsträume des Vereins während der Zusammenarbeit in den kommenden drei Spielzeiten sein werden: fromme Wünsche.

Das führt zurück zu den Clippers, bei denen die Spott-Trolle im Internet nun behaupten, dass nach den Abgängen der Starspieler Chris Paul und Blake Griffin jeder Basketballfan beim Anblick des Kaders - wie es bei Dating-Apps wie Bumble bei Nichtgefallen üblich ist - angewidert nach links wischen würde. Die rechtspopulistische Nachrichtenseite Breitbart, es ist im Leben ja immer komplizierter als auf den ersten Blick, geht sogar noch weiter: Der Deal sei einen Tag, nachdem Bumble Fotos mit Waffen verboten hat, unterzeichnet worden, er stehe deshalb symbolisch für den Niedergang der beiden Vertragspartner und natürlich hätten die Clippers die erste Partie mit dem Logo auf dem Trikot völlig verdient verloren.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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