Treibstoffknappheit:Tankstellen fehlt der Sprit

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Außer Betrieb: Zapfsäule einer Esso Tankstelle in Solingen. (Foto: imago/Deutzmann)

Nicht nur das Niedrigwasser im Rhein macht der Ölwirtschaft zu schaffen, im Süden kommen noch andere Probleme dazu.

Von Hans von der Hagen

Das hat es in Deutschland auch schon lange nicht mehr gegeben: Mancherorts wird der Treibstoff an den Tankstellen knapp. Nicht etwa, weil es in Deutschland insgesamt an Rohöl oder Benzin fehlen würde - beides kommt nur nicht überall dort an, wo es gebraucht wird. "Das führt dazu, dass mal kein Diesel da ist oder auch mal eine ganze Tankstelle leer steht", sagte Stephan Zieger, Geschäftsführer vom Bundesverband Freier Tankstellen. Zeitweise müsse dann der Verkauf von Benzin oder Diesel eingestellt werden. Meist bekomme die Tankstelle aber nach einigen Stunden oder am nächsten Tag Nachschub.

Grund für die Lieferengpässe sei vor allem der niedrige Pegelstand des Rheins, sagte ein Sprecher des Tankstellen-Branchenführers Aral. "In den Tanklagern entlang des Rheins kommt nicht genug Treibstoff an, weil die Tankschiffe nur noch halb so viel oder noch weniger Benzin und Diesel transportieren können." Die Transportkapazität der Schiffe sei nur zu einem Teil durch Lastwagen zu ersetzen. Der Reformationstag und Allerheiligen in der vergangenen Woche hätten die Situation zusätzlich erschwert, weil Feiertagsfahrverbote für Lastwagen gegolten hätten.

In der Südhälfte Deutschlands machen sich die Engpässe zudem in stark gestiegenen Preisen für Kraftstoffe bemerkbar. In München und Stuttgart etwa müssen derzeit für einen Liter Super oft mehr als 1,60 Euro gezahlt werden. In Hamburg hingegen sind es zehn Cent weniger. Ähnlich sieht es beim Heizöl aus: Wer in diesen Tagen beispielsweise eine Menge von 3000 Litern ordert, zahlt dafür in Hamburg gut 2200 Euro, in München rund 2800 Euro.

Speziell in Bayern komme erschwerend der Ausfall der Raffinerie Vohburg durch einen Brand hinzu, sagt Stefan Koburger vom Münchner Energiehändler Montana. An Rohöl mangele es zwar nicht, weil Bayern das Rohöl per Pipeline aus Triest erhalte. Doch mit der Raffinerie Vohburg fehle nun Kapazität, den ankommenden Rohstoff zu verarbeiten. Normalerweise könne mithilfe der Lagerbestände in Karlsruhe ein solcher Ausfall kompensiert werden - nicht aber in diesen Wochen, weil Karlsruhe der Nachschub aus dem Norden fehle.

Nicht einmal die Freigabe der nationalen Ölreserven durch das Wirtschaftsministerium im Oktober half in dieser angespannten Lage. Im Rahmen der Freigabe wurden den Mineralölunternehmen etwa 70 000 Tonnen Benzin und 150 000 Tonnen Diesel angeboten. Noch nie zuvor waren die Bestände genutzt worden, um logistische Versorgungsprobleme in einzelnen Regionen zu überbrücken.

In naher Zukunft wird sich an dieser Situation auch nichts ändern. Erst andauernde Niederschläge werden die Pegelstände der Flüsse wieder nach oben treiben. Doch die sind bislang nicht in Sicht.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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